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In Neon-Westen auf der Straße

Mitglieder der Initiative Pro Nordumgehung setzen auf Flugblätter

Von Thomas Hochstätter
(Text und Fotos)
Bad Oeynhausen (WB). Freitag war wieder Stau auf der B 61. Mittendrin haben Nordumgehungsbefürworter auf Bad Oeynhausens großes Verkehrsproblem aufmerksam gemacht.
Gründungsmitglied mit Kampfgeist: Die 73-jährige Luise Heinrich ist von Beginn an bei der Initiative Pro Nordumgehung dabei. Am Freitag verteilte die Bad Oeynhausenerin ihre Flugblätter gemeinsam mit Brinette Glissmann, Siegfried Kaspar und Dieter Dunker auf der Kanalstraße.Lieber auf dem Gehsteig bleiben: Das Herumlaufen um die großen Lastwagen, um dem Fahrer das Flugblatt in die Hand geben zu können, war den Aktivisten dann doch zu gefährlich.Viel Zuspruch: Autofahrer äußerten am Freitagnachmittag spontan Zustimmung zum Anliegen der Autobahnbefürworter. Einige versprachen auch, das Flugblatt unterschrieben zurückzuschicken.
Luise Heinrich ist kaum aufzuhalten. Die 73-Jährige mit der orangefarbenen Warnweste will in die Mitte der Kanalstraße laufen. Auch den Fahrern der schier riesigen Lastwagen muss die kleine alte Dame doch ihre Flugblätter in die Führerhäuser reichen. Aber das ist ihren Mitstreiterin zu gefährlich. Schließlich macht die Seniorin vom Straßenrand weiter. Doch auch dort wird sie ihre Zettel los. So erfahren Hannoveraner und Hildesheimer, Niederländer und Herforder, warum sie hier im Stau stehen: weil die Ortsumgehung fehlt. Das ist auf dem Flugblatt zu lesen, das das Gründungsmitglied der Initiative Pro Nordumgehung verteilt. Mit ihrer Unterschrift sollen die Autofahrer Druck machen bei Planern, Behörden und Politiker, so die Absicht der Aktivisten um den Vorsitzenden Dieter Dunker.
Jeweils 1000 Zettel wollten sie auf der Kanalstraße und in Höhe Werre-Park auf der Mindener Straße verteilen. In zwei Wochen soll die Aktion erneut an einem Freitagnachmittag wiederholt werden. Denn der Initiative Pro Nordumgehung dauert das seit 2002 laufende Planfeststellungsverfahren einfach zu lang.
Es sind alte Kämpen, die an diesem Tag aktiv sind. Neben Luise Heinrich kämpfen Brinette Glissmann (67) und Siegfried Kaspar für den Autobahnlückenschluss. Der 73-Jährige sagt: »So viel ist sicher, ich selbst werde nicht mehr über die Nordumgehung fahren.« Aber so könne es einfach nicht bleiben. Das findet auch Dieter Dunker. Für den Vorsitzenden sind die Straßenaktionen inzwischen so sehr Routine, dass er die Polizei erst am Donnerstag darüber informiert hat. »Und die haben doch gesagt, das sei eine Demonstration«, erzählt er staunend. Schriftlich anmelden müsse er die - 14 Tage vorher. Er hat dann achselzuckend gerade noch ein Fax hinterher geschickt. Und zur Neonweste gegriffen.

Artikel vom 06.08.2005