06.08.2005
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Das Wort zum Sonntag
Dieser kleine Junge brachte rund 200 000 Menschen um. »Little Boy« - eine verheerende Waffe wird mit einem harmlosen Namen versehen. Sollten die Bomberpiloten damit in ihrem Gewissen beruhigt werden? Hatten die Piloten eigentlich eine Ahnung davon, wozu sie missbraucht wurden? Sicher ist, dass die Piloten nach dem Bombenabwurf als Helden gefeiert wurden. Und auch heute noch wird ihre Mission als Friedenswerk bezeichnet. In meinen Augen ist das ein von Beginn an perfides Machwerk menschlicher Grausamkeit. Wie kann man eine Atombombe mit einem Namen benennen, und dann noch mit einem Namen, der Harmlosigkeit suggeriert? Wie kann der Tod von Zehntausenden als Friedenswerk bezeichnet werden?
Von nur einem einzigen der Crewmitglieder des Bombers wird gesagt, dass er angesichts der verheerenden Explosion ausgerufen habe: »Mein Gott, was haben wir getan?« Alle anderen ließen sich feiern. Für mich Ausdruck dessen, was ein Krieg, der damals schon Jahre dauerte, aus Menschen gemacht hat. Und das hat bis heute kein Ende. Eine Entschuldigung bei den Opfern von Hiroshima hat es bis heute nicht gegeben. Und Kriege werden bis zum heutigen Tag geführt, wie wir alle wissen. Der Versuch, Frieden in der Welt mit Hilfe von Gewalt und Bomben zu erreichen, ist heute noch ebenso pervers wie das Geschehen in Hiroshima vor 60 Jahren. Das Wettrüsten und Bauen von Atombomben ist auch heute noch aktuell. Werden wir Menschen eigentlich nie klug?
Der Ausruf des Soldaten nach der Explosion spiegelt eine Ahnung von dem wider, was »Little Boy« für eine verheerende Waffe war und welche Schuld Menschen auf sich geladen haben. Es klingt wie ein Kniefall vor Gott, dem die Schuld voll Entsetzen bekannt wird. Im ersten Brief des Petrus heißt es: »Gott widersteht den Hochmütigen, aber den Demütigen gibt er Gnade.« Dieser Vers steht über der nächsten Woche und lädt uns, die wir alle für unsere Welt verantwortlich sind, dazu ein, darüber nachzudenken, wie ein weiteres Hiroshima, Nagasaki oder Auschwitz verhindert werden kann. Der Vers erinnert daran, dass nicht wir Menschen die Herrscher der Welt sind, sondern dass letztendlich Gottes Gebot gilt. Die Erinnerung daran, dass die Herrschaft des Menschen nicht immer dem Wohl der Welt dient, bewahrt uns vor Überheblichkeit und Hochmut. Gerade darum sind Gedenktage wie der Heutige so wichtig.
Artikel vom 06.08.2005