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»Paderborn ist ganz
schwer zu bespielen«

Interview mit Haching-Trainer Harry Deutinger

Von Peter Klute
Paderborn (WV). Der Viererbob im Logo der Spielvereinigug Unterhaching verdeutlicht: das Aushängeschild des Münchner Vorortklubs hieß über Jahre Olympiasieger und Weltmeister Christoph Langen. Für zwei Jahre waren auch die Fußballer ganz oben, spielten von 1999 bis 2001 erstklassig. Nach dem Rücktritt von Weltmeister Andy Brehme übernahm »Co« Harry Deutinger (seit 1993) am 12. April 2005 den Posten des Cheftrainers und schaffte den Klassenerhalt. Vor dem Zweitliga-Auftakt am Sonntag (15 Uhr, Generali Sportpark) gegen den SC Paderborn 07 sprach das WESTFÄLISCHE VOLKSBLATT mit dem Hachinger Urgestein.

Herr Deutinger, Paderborn fiebert nach 22 Jahren Abstinenz der 2. Bundesliga entgegen. Wie ist Ihre Gemütslage unmittelbar vor dem Saisonstart?Harry Deutinger: Man freut sich immer, wenn es nach sechs Wochen Vorbereitung wieder los geht. Dafür arbeitet man schließlich.

Am 23. Juli waren Sie Augenzeuge des torlosen SCP-Tests gegen Kreta. Welchen Eindruck hatten Sie vom Aufsteiger?Harry Deutinger: Der SC Paderborn 07 hat eine sehr kompakte und in allen Bereichen starke Mannschaft, die ganz schwer zu bespielen ist: ob die Viererkette, die beiden defensiven Mittelfeldspieler Maaß und Stefulj, davor Schüßler oder Schulp, außen Dragusha und Ndjeng und in vorderster Front der gefährliche Müller. Auch taktisch machen sie einen hervorragenden Eindruck. Da sieht man, dass ihr Trainer Jos Luhukay in Köln mit seinem Landsmann Huub Stevens zusammengearbeitet hat.

Aber Paderborn wird als Absteiger gehandelt . . .Harry Deutinger: Wir doch auch. Von solchen Umfragen halte ich rein gar nichts. Die Saison ist lang, da sollte man mit solch leichtfertigen Aussagen sehr vorsichtig sein. Ein guter Start ist wichtig fürs Selbstvertrauen, aber wir haben mal zu Saisonbeginn vier Spiele in Folge gewonnen und wären danach fast noch abgestiegen. Die Liga ist so eng und ausgeglichen wie noch nie.

Sind Sie mit einem Aufsteiger zum Saisonstart zufrieden?Harry Deutinger: Ganz im Gegenteil, schlimmer hätte es nicht kommen können. Es ist kein Wunschkonzert und man weiß im Vorfeld nie, welche Mannschaft gerade gut drauf ist und wer gerade eine Krise hat. Ein Aufsteiger startet immer mit einer großen Euphorie in die Saison und kämpft vom ersten Spieltag an verbissen um jeden Punkt, um in der Liga zu bleiben. Ich hätte mir einen Absteiger gewünscht. Die Vergangenheit hat gezeigt, dass diese Teams die 2. Liga zu Beginn oft nicht annehmen und sich sehr schwer tun.

Das SCP-Ziel heißt Klassenerhalt, Unterhachings auch?Harry Deutinger: Absolut, alles andere wäre vermessen. Wir haben in den vergangenen zwei Jahren den Abstieg erst am letzten Spieltag verhindert. Da ist es klar, dass wir vor einer schweren Saison stehen, zumal wir einige neue Spieler haben. Die Mannschaft muss sich erst finden.

Paderborn hat in Alex Löbe seinen Top-Torjäger verloren, Sie in Francisco Copado. Wie wollen Sie den Spanier ersetzen?Harry Deutinger: Jeder Mensch ist auf seine Art stark, da bringt es nichts, jemanden kopieren zu wollen. Wir müssen Copado als Mannschaft ersetzen, nicht durch einzelne Spieler. Alex Löbe übrigens kenne ich gut, der hat ja mal in Haching gespielt.

Zwei Jahre war Unterhaching erstklassig. Wie groß ist die Sehnsucht zurückzukehren?Harry Deutinger: Damit befassen wir uns nicht. Man darf nicht vergessen, dass wir zwischendurch sogar ein Jahr in der Regionalliga gespielt haben. So gesehen sind wir froh, dass wir wieder in der 2. Liga sind. Ich wäre schon mehr als zufrieden, wenn wir uns in dieser Klasse in ruhigem Gewässer aufhalten könnten und nicht um den Klassenerhalt zittern müssen. Die 1. Liga war eine schöne Zeit, ist aber schon lange her und aktuell sehr weit weg.

Artikel vom 05.08.2005