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Stimmengewalt
trotzte Wetter

Oper »Nabucco« auf Freilichtbühne

Nettelstedt (cm). Große Oper auf der Freilichtbühne Nettelstedt - am Mittwoch gab die »Große Oper Polen« unter der Leitung von Marek Tracz ein Gastspiel auf dem Hünenbrink. »Nabucco« stand auf dem Programm, und natürlich ließen sich die Lübbecker dieses musikalische Ereignis nicht entgehen. Deshalb suchte man selbst im unüberdachten Teil des Zuschauerraums freie Plätze vergebens, auch wenn das Wetter alles andere als einladend war.

Aber der Abend versprach schließlich hinreißende Musik und viel Dramatik: Verdis Oper um den babylonischen Herrscher Nabucco (= Nebukadnezar) handelt von allerlei Intrigen um die Macht, von den Beziehungen zwischen seinen beiden Töchtern Abigaille (die Böse) und Fenena (die Gute) und deren Liebe zu dem Hebräer Ismaele und nicht zuletzt von der Sehnsucht des hebräischen Volkes nach dem Ende der babylonischen Herrschaft. Wer kennt ihn nicht und hätte ihn nicht am liebsten laut mitgesummt - den berühmten Freiheitschor »Va pensiero, sullĂ” ali dorate« (»Steig, Gedanke, auf goldenen Schwingen«)?
Aber das Singen überließ man dann doch nur zu gern den Profis, denn es war wirklich ein Genuss, ihnen zuzuhören. Vor allem Maciej Krzysztyniak und Jolanta Zmurko glänzten in ihren Partien als Nabucco und Abigaille und verliehen mit ihrem ausdrucksvollen Spiel ihren Charakteren zusätzliche Tiefe. Aber auch das übrige Ensemble und das 30-köpfige Orchester waren gut aufgelegt, so dass Verdis Musik die Zuhörer von den ersten Takten der Ouvertüre an gefangen nahm.
Zwar waren Bühnenbild und Kostüme eher schlicht und tourneetauglich als eine Augenweide, aber dem Gesamteindruck tat das keinen Abbruch. Selbst in den blauen Regenumhängen, die die Akteure während des ersten Aktes trugen, war das, was auf dem Hünenbrink zu sehen und zu hören war, immer noch große Oper.

Artikel vom 05.08.2005