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CVJM-Gruppe erlebte Hauptstadtflair

Stasi-Gefängnis Hohenschönhausen hinterließ beklemmenden Eindruck


Hüllhorst / Berlin (WB). Berlin ist immer eine Reise wert. Diese Erfahrung machte nun auch eine Gruppe Jugendlicher des CVJM Hüllhorst. Über Löhne, Braunschweig und Magdeburg wurde Berlin per Eisenbahn angesteuert. Endgültiges Ziel war das Gemeindehaus Biesdorf, das schließlich mit S-Bahn und Bus erreicht wurde.
Die ersten Anlaufpunkte waren der Fernsehturm am Alexanderplatz, das Brandenburger Tor und das Checkpiont Charly-Museum in der Friedrichstraße, das dem Besucher die Schrecken verdeutlicht, die mit der Spaltung Deutschlands und Berlins verbunden waren. Bis zum Mauerfall 1989 war hier die weltbekannte Passierstelle zwischen Ost und West. Nur Botschaftsangehörige und Bürger der alliierten Staaten durften die Grenze hier überschreiten.
Die Museumsinsel, Dom und Lustgarten hinterließen ihre Eindrücke bei den Besuchern vom Wiehen, denen bei der anschließenden Goja-Ausstellung eine Menge Geduld abgefordert wurde: Die Ausstellung war hoffnungslos überfüllt. Anders kurz darauf im Reichstag. Hier gab es keine Warteschlange, dafür einen interessanten Vortrag mit Erklärungen zum Plenarsaal. Der Aufstieg zur Kuppel bildete den eindrucksvollen Abschluss dieses Besichtigungspunktes.
Der Kurfürstendamm, die Wilmersdorfer Straße und der Potsdamer Platz nahmen am nächsten Tag jede Menge Zeit in Anspruch. Ein Erlebnis war auch das deutsch-amerikanische Volksfest in Dahlem, ebenso wie das Standbad Wannsee und die Besichtigung des Schlosses Sanssouci in Potsdam. Ein Open-air-Theaterbesuch rundete den Tag schließlich ab.
Ein tiefen Eindruck bei den Gästen aus Hüllhorst hinterließ das Stasi-Gefängnis Hohenschönhausen. Auf dem Gelände der früheren zentralen Untersuchungshaftanstalt des Ministeriums für Staatssicherheit befindet sich seit 1994 eine Gedenkstätte. Da große Teile der Gebäude und der Einrichtung nahezu unversehrt erhalten geblieben sind, vermittelt die Gedenkstätte ein überaus authentisches Bild vom Haftregime der DDR. Wegen ihrer geographischen Lage in der Bundeshauptstadt gilt sie als wichtigster Erinnerungsort für die Opfer kommunistischer Gewaltherrschaft in Deutschland. In der Regel führen ehemalige Häftlinge die Besucher durch das Gefängnis und informieren sie über die Haftbedingungen und Verhörmethoden des DDR-Staatssicherheitsdienstes. Mario Röllig führte die Hüllhorster Gruppe durch die Gedenkstätte. Er war hier als 19-Jähriger wegen versuchter Republikflucht inhaftiert. Was er hier erlebt hat, bezeichnete er gegenüber den Besuchern als »die Hölle«. »Heute kann ich alles sagen, was damals verboten war. Und ich kann das Gefängnis als freier Mensch verlassen«, so Mario Rölling.
Die Woche ist schnell vergangen und beim Abschiedsfest am letzten Tag luden die Hüllhorster die anwesenden Biesdorfer Jugendlichen zu einem Gegenbesuch ein, bevor es mit Bus und U-Bahn zum Bahnhof Zoo und weiter hin Richtung Heimat ging.

Artikel vom 05.08.2005