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Braken kommen in den Schluck

Bödinghausener bereiten sich auf den 18. Kartoffelmarkt in Pium vor

Von Katrin Niehaus
Borgholzhausen-Bödinghausen (WB). In wenigen Tagen wird er angesetzt, der Brakenschluck, den die Bödinghausener traditionsgemäß zum Kartoffelmarkt anbieten. Neben vielen anderen Köstlichkeiten kredenzen sie den Korn mit der besonderen Note natürlich am Samstag und Sonntag, 17. und 18. September, wieder an ihrem Stand.

Gerda Pieper ist die Herrin über den »Aufgesetzten«. Sie hat das Amt von Erika Upmeyer und Beate Winkler übernommen, die den Schnaps während der ersten Kartoffelmärkte hergestellt hatten. Viele ein Jahr alte und wenige junge Wermut-Zweige - die so genannten Braken - gehören hinein, in den Doppelkorn.
Das hochprozentige Gemisch setzt die 64-Jährige in einem großen Ballon an. Das silbrige Kraut wird bis zu eineinhalb Tage in den Alkohol gehängt. Zwischendurch überprüft Gerda Pieper immer wieder, ob das »Gebräu« nicht bereits zu bitter ist. Sollte das passieren, dann wird mit Korn verdünnt. Nach dem Filtern des gelben Brakenschlucks wird er in Flaschen mit ganz besonderen Etiketten gefüllt - Wilhelm Busch und die fromme Helene standen Pate.
Wie es sich für einen ordentlichen Verdauungsschnaps gehört, läuft der Bödinghauser Brakenschluck mit 38 Prozent Alkohol die Kehle herunter. »Früher hatten die Leute diesen Wermut-Schluck an ihrem Bettpfosten stehen. Wenn der Magen drückte, weil sie nach der harten Arbeit zu fett gegessen hatten, bedienten sie sich«, erzählt Gerda Pieper.
Wenn sie Mitte September gemeinsam mit ihren Bödinghausener Mitstreitern - ihrem Mann Willi, den Dohts, Ute Jürgens und Anneliese Trummer - im selbst gebauten Verkaufswagen steht, dann brummt das Geschäft. Ob Brot mit Griebenschmalz oder Pellkartoffeln mit Heringsstipp oder Kräuterquark - die Leckereien aus Bödinghausen sind oft schon Sonntagnachmittags ausverkauft.
Natürlich wird nicht nur der Brakenschluck selbst gemacht, sondern auch alles andere. Renate Doht beispielsweise backt insgesamt 40 Kilogramm Brot. In ihrer Küche mischen die Frauen auch den Heringsstipp. Außerdem müssen 3,5 Zentner Kartoffeln gewaschen werden. »Die bekommen wir immer von Doht aus Casum. Wir setzen auf die bewährte Sorte Cilena - das sind festkochende Kartoffeln«, sagt Gerda Pieper.
Sie kümmert sich übrigens auch um den Griebenschmalz, dessen Zutaten aus der Schlachterei Niemeyer stammen. Nachdem das Rohmaterial eineinhalb Stunden gekocht wurde, wird es mit gerösteten Zwiebeln und Salz verfeinert. Und dann gibt es da noch die 50 Kilogramm Kräuterquark, die angerührt werden müssen - eine Menge Arbeit.
Den Bödinghausenern macht sie Spaß, deshalb mischen sie auch zum 18. Mal beim Kartoffelmarkt mit. Ihre Einnahmen fließen in die Gemeinschaftskasse. Das Geld wird zum Teil für Anschaffungen verwendet oder aber gespendet, wie die 1000 Euro im Jahre 2003, die die Gruppe der Stiftung Burg Ravensberg zur Verfügung stellte.

Artikel vom 04.08.2005