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Ernüchterung
nach Euphorie

Keine 200 SCP-Fans in Haching

Von Peter Klute
Unterhaching (WV). Der 4. Juni 2005, er geht nicht nur sportlich in die Geschichte des SC Paderborn 07 ein. Die Rückkehr in die 2. Bundesliga nach 22 Jahren weckte auch die Bevölkerung in der Paderstadt.

5000 Anhänger feierten ihre Aufstiegshelden vor dem Rathaus, zuvor waren 2000 Fans (14 Busse) zur entscheidenden Partie am letzten Spieltag bei den Amateuren des VfL Wolfsburg gereist. Der Gästeblock im Stadion am Elsterweg war prall gefüllt, im Generali Sportpark zu Unterhaching beim gestrigen Zweitliga-Saisonauftakt dagegen reichlich Platz.
Erst Euphorie, jetzt die schnelle Ernüchterung. Zwar wurde der Dauerkartenverkauf für Heimspiele (770) verdoppelt, doch auswärts ist die Nachfrage sehr bescheiden. Sowohl der Verein als auch die Fanclubs waren nicht in der Lage, auch nur einen einzigen Fanbus nach Unterhaching zu füllen. Nach nur fünf! Anmeldungen bis vergangenen Mittwoch, musste der Klub seinen geplanten Bus stornieren. »Die Fahrt ist sehr teuer und sehr weit. Der Bus würde erst nach Mitternacht nach Paderborn zurückkehren. Das ist für Berufstätige schwer zu händeln«, sagt SCP-Fanbeauftragter Thorsten Ising. So machten sich die Hartnäckigen (laut Ising 150 bis 200) in Privat-Pkws auf nach München.
In zwei Wochen beim nächsten Auswärtsspiel bei Energie Cottbus hofft Ising auf weit mehr. Um den Kontakt zwischen Fans und Mannschaft enger zu gestalten, veranstaltet der Verein am kommenden Mittwoch um 18 Uhr einen Fan-Abend im Hermann Löns-Stadion. »Das Stadion der Freundschaft in Cottbus ist Kult. Da werden mehr mitfahren. Außerdem waren schon einige von uns in Unterhaching«, so Ising.
Das Problem des Spieltags und der weiten Entfenungen bleibt aber. Nach Unterhaching und Cottbus geht's nach Rostock, auch die Ziele Freiburg, Saarbrücken Dresden, 1860 München, Aue, Fürth und Burghausen sind mit reichlich Reisestress und deutlich mehr als zehn Stunden Busfahrt verbunden. Erfolgt der Anstoß gar an einem Freitag oder Montag, kommt der SCP-Interessierte nicht drumherum, Urlaub zu nehmen, Für viele - bei aller Leidenschaft zum Fußball und zum Verein - ein zu hoher Preis.
»Diese Tage sind bei den weiten Fahrten ein Schlag ins Gesicht. Da dreht sich alles nur noch um den Kommerz«, schimpft Ising und sah mit Grauen die »DSF-Viererkette« am vergangenen Donnerstag, als DFL-Chef Werner Hackmann verkündete: »Der Fan kann nicht alles haben, günstige Eintrittspreise und Anstoßzeiten nur am Samstagnachmittag. Das geht nicht.« Es wird sogar darüber diskutiert, ein Erstliga-Spiel samstagmittags um 12 Uhr anzupfeifen, um für den asiatischen Markt attraktiver zu werden. So interessant ist der SCP noch nicht, doch bis wieder 2000 Paderborner ihre Mannschaft begleiten, dürfte viel Zeit vergehen.
¥ SCP heute: Training um 15 Uhr auf der Paderkampfbahn.

Artikel vom 08.08.2005