18.08.2005 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Engagierter Verein
behält Kirche im Dorf

Bürger verhindern Abbruch des Bödexer Gotteshauses

Bödexen (zim). Zu frommen Zwecken wurde die ehemalige Sankt-Anna-Kirche gebaut und fast 300 Jahre lang auch für kirchliche Anlässe genutzt. Als jedoch ein neues Gotteshaus gebaut wurde, sollte die ehemalige Kirche, die als zu alt und zu klein galt, abgerissen werden.

Um den Abbruch zu verhindern, formierte sich im Jahr 1980 der »Förderverein Historisches Kirchengebäude Bödexen«, der am 1. August seit nunmehr 25 Jahren besteht und dieses Jubiläum am 3. September mit einem Festakt feiert.
In diesen 25 Jahren wurden der St. Anna Kirche, die vom Förderverein übernommen und erhalten wurde, nicht nur zusätzliche Lebensjahre geschenkt, sie wurde zudem auch restauriert. In mühevoller Arbeit, unterstützt von vielen Helfern, wurde das Gebäude beispielsweise innen und außen neu verputzt und mit einem neuen Fußboden versehen. Außerdem wurde das Dach repariert, und die Fenster wurden neu verbleit. Für die Reparaturkosten wurden insgesamt 309 905 Euro aufgebracht.
Inzwischen verfügt der Förderverein, der von Amandus Buch, Robert Buch, Udo Buch, Gisbert W. Hundacker, Karl Leßmann, Albert Meise, Edmund Schade-Spitzenberg und Bernhard Stukenbrock gegründet wurde, über 46 Mitglieder. Die Altersspanne der Vereinszugehörigen erstreckt sich von 30- bis 80-jährigen. Als sich der Förderverein organisierte, um die Kirche vor dem Abbruch zu bewahren, wurden Fragen nach dem Nutzen des Gebäudes laut.
»Der Zeitgeist war damals, dass der emotionale Wert historischer Gebäude nicht geschätzt wurde. Zu häufig wurde Wertvolles kurzerhand weggeschmissen. Modernität und Innovation standen im Vordergrund«, erinnert sich Gisbert W. Hundacker, zweiter Vorsitzender des Fördervereins. Heute wird das Gebäude unter anderem für Konzerte, Ausstellungen sowie den jährlichen Weihnachts- und Ostereiermarkt genutzt. Durch diese Veranstaltungen finanzieren sich die Kosten, die jährlich für das Gebäude anfallen.
Die ehemalige Kirche kann nun mehrere Jahrzehnte bestehen bleiben, ohne dass größere Reparaturarbeiten anfallen. Das einst marode Dach hat sogar eine Lebensdauer von 100 bis 150 Jahren. »Natürlich ist die ehemalige St. Anna-Kirche zudem prägend für das Dorfbild, sodass auch die optische Komponente eine nicht unwesentliche Rolle bei dem Wunsch, das Gebäude zu erhalten, gespielt hat«, legen Gisbert W. Hundacker und Gründungsmitglied Udo Buch dar.
Udo Buch war lange Zeit erster Vorsitzender des Vereins, hat seinen Posten nun jedoch Stefan Berens übergeben. Die Mitglieder sind sicher, dass sich in dem 25-jährigen Bestehen ihres Vereins ein Umdenkungsprozess vollzogen hat, sodass man sich heutzutage wieder mehr auf den Denkmal-Charakter historischer Gebäude besinnt und deren Wert wahrnimmt.
Auch Henning Fischer, Leiter der Unteren Denkmalbehörde der Stadt Höxter, betont, dass die Arbeit des Vereins beispielhaft sei, da sich eine relativ kleine Schar von Idealisten hingebungsvoll einem so großen Baudenkmal widme. Ihrem Engagement sei es zu verdanken, dass die historische Kirche sprichwörtlich »im Dorf bleibt«, so Henning Fischer. Dieser Meinung schließt sich Dorothee Baumgarten, ehemalige Bürgermeisterin, an. Sie ist wie die Fördervereins-Mitglieder froh, dass die historische Sankt-Anna-Kirche auch weiterhin charakteristisch für das Dorf und die Dorfgemeinschaft ist.

Artikel vom 18.08.2005