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»Spion« im All
verrät Ballsuche
im Getreidefeld

Neuer Zaun am Sportplatz Hesseln

Von Klaus-Peter Schillig
Halle-Hesseln (WB). Der Landwirt, dem das Feld gleich neben dem Hesselner Sportplatz gehört, hatte sich schon mehrfach beschwert. Die Fußballer aber bestritten, regelrechte Wege ins Getreide getrampelt zu haben. Bis sie aus dem All »überführt« wurden.

Zufällig nämlich landeten im Haller Sportamt Satellitenfotos des Landesvermessungsamtes, auf denen Teile der Hesselner Siedlung und auch der Sportplatz gut zu erkennen sind. Und noch besser zu erkennen ist darauf, dass von zwei Stellen an der Seitenlinie immer wieder jemand ins Feld gelaufen sein muss - um den über den nur knapp zwei Meter hohen Zaun geflogenen Ball wieder zu holen. Damit der »Spion« aus dem All solche Bilder künftig nicht mehr schießen kann, hat die Stadt Halle drei neue Ballfangzäune spendiert.
Die Spuren im Getreide hatten nämlich doch einen rein sportlichen Hintergrund: Beim Training oder bei Turnieren, bei Spielen der Mini-Kicker oder der Alten Herren, werden kleinere Tore an den Seitenlinien aufgestellt und somit ein kleineres Spielfeld geschaffen. Wer allerdings hoch über oder neben das Tor geschossen hat, beförderte das runde Leder automatisch auf den Acker. Der gegnerische Torwart war dann meist der Dumme, musste durch ein Loch im Zaun krabbeln und in Roggen oder Weizen nach dem Ball fahnden.
Damit soll jetzt weitgehend Schluss sein, denn die sechs Meter hohen Ballfangnetze, aus grünen Polypropylen-Schnüren geflochten, werden kaum noch einen Schuss vorbeilassen. Drei dieser Fangzäune hat die Stadt für insgesamt knapp 3 500 Euro angeschafft, Guido Freitag, Geschäftsführer des SV Schwarz-Geld Hesseln, organisierte fachkundige Vereinsmitglieder, die die Montage selbst in die Hand nahmen. Achim Kuska, Fußball-Obmann Hans-Werner Lieneweg, Manfred Berger und Thomas Manke waren mehrere Tage beschäftigt, die Bodenhülsen einzubetonieren, die hohen Masten aufzustellen und das Netz daran zu befestigen. Zwei der Zäune stehen an der Südost-Seite des Platzes, einer gegenüber.
Getestet worden sind sie bei den jüngsten Trainingseinheiten auch schon. Und sie haben gehalten, wie Moritz Sauer und Stefan Günner aus der ersten Mannschaft berichten. Die neuen Netze haben gegenüber den beiden alten Zäunen, die an den Stirnseiten des Platzes hinter den großen Fußballtoren schon seit Jahren ihren Zweck erfüllen, einen deutlichen Vorteilen: Sie sind fast lautlos. Erwin Steffen ist deshalb optimistisch, dass auch die Nachbarn damit leben können, wenn der Ball mal im falschen Netz zappelt. Der alte Zaun mit seinem verbeulten Maschendraht scheppert nämlich jedesmal ordentlich, wenn einer der Kicker daneben zielt.
Die Hesselner jedenfalls sehen es durchaus positiv, dass sie mit Hilfe von Satelliten-Fotos zu neuen Zäunen gekommen sind und nicht mehr so oft und weit hinter dem Ball her rennen müssen. Das große Bild aus dem All, so Schwarz-Gelb-Geschäftsführer Guido Freitag verschmitzt, hänge seitdem im Büro von Erwin Steffen im Rathaus, Fachbereich für Ordnung, Schule, Kultur und Sport.

Artikel vom 04.08.2005