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Brakel-Konzept
gilt als Vorbild

Annentag: Stadt setzt auf Sicherheit

Von Michael Robrecht
Brakel (WB). 350 000 Besucher, fast 300 Kirmesfahrgeschäfte, Buden und Stände, dicht gedrängtes Publikum in den Straßen und tanzende Massen in den Festzelten: Dass sich die Veranstalter des Brakeler Annentages die »Was-wäre-wenn«-Frage stellen und die mit einem speziellen Sicherheitskonzept beantworten, hat bundesweit Beachtung gefunden.
Sorgen für ein sicheres Fest: Die Marktmeister Winfried Gawandtka (l.) und Reinhard Fehr. Foto: M. Robrecht
»Ich habe unsere 2001 zusammengestellte Notfall-Konzeptmappe schon 130 mal an andere Stadtverwaltungen geschickt«, berichtet Marktmeister Winfried Gawandtka. »Wie schnell kann etwas passieren, und dann gilt die Veranstalterhaftung«, begründet der Marktmeister, warum sich die Stadt Brakel im Gegensatz zu vielen anderen Kommunen konkret mit »dem Fall der Fälle« beschäftigt hat. Kreis, Stadt, Feuerwehr, Krankenhaus, Rettungsdienst, Stromversorger, Polizei und andere bei Notfällen beteiligte Stellen haben das umfangreiche Informationsmaterial vorliegen. Genaue Pläne mit allen Kirmesgroßgeschäften, eine Liste mit brandgefährdeten Betrieben (wie Imbisse, Mandelbrenner), Richtlinien für vorbeugenden Brandschutz, Anfahrtswege für Rettungsfahrzeuge und die Ausweisung von Fluchtwegen (grüne Hinweise) gehören zum Brakeler Konzept. »Im Notfall muss jeder sofort wissen, wie er wo hinkommt«, sagt Gawandtka. Mitarbeiter der Stadt streichen zum Annentag die Hydranten mit Signalfarbe an, prüfen, ob Zufahrten nicht zugestellt sind und nehmen die Karussells ab. Gewährleistet wird auch die Erreichbarkeit der Veranstalter und Hilfsdienste (Telefonlisten).
Geregelt ist auch, was passiert, wenn es zu einem Massenanfall von Verletzten kommen sollte: In der Fachhochschule für Finanzen am Kaiserbrunnen und im Kolping-Bildungswerk sind genug Räume, um Menschenmassen unterzubringen und eine Erstversorgung vorzunehmen. Sogar Hubschrauberlandeplätze gibt es. Vor Ort stehen diesmal der Arbeiter-Samariter-Dienst, die Einsatzleitung der Feuerwehr Brakel und die Mobile Wache der Polizei an Westmauer/Thy bereit. »Mehr können wir nicht anbieten«, sagt Reinhard Fehr, der auch Bezirksbrandmeister ist.
Wie Winfried Gawandtka berichtet, ist der Annentag im Vergleich zu vor drei bis vier Jahren viel ruhiger geworden. Die Polizei habe das Fest 2004 sogar als »normal« bezeichnet, »bedenkt man wieviel Menschen hier herumlaufen und wieviel Alkohol im Spiel ist«. Ständig präsente Polizeistreifen (auch Bielefelder Einsatzkräfte) hätten die Gewalttaten stark reduziert. »Bevölkerung und Schausteller fühlen sich heute sicherer«, lobt der Marktmeister, der die Logistik des Annentages über Monate genau erarbeitet.

Artikel vom 04.08.2005