04.08.2005 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Auf Stanges Abgang folgt »Rattenschwanz«

Turbulente Hauptversammlung des Bankvereins - Jurist soll das Kreditgeschäft überprüfen

Von Dunja Henkenjohann
Werther/Bielefeld (WB). Der überraschende Abgang des Vorstandsvorsitzenden der Bankverein Werther AG, Holger Stange, scheint noch einen »Rattenschwanz« weiterer Hiobsbotschaften nach sich zu ziehen. Neben der Abberufung des Aufsichtsratsmitglieds Klaus Sülter gab Aufsichtsratsvorsitzender Michael Jacobs bei der Hauptversammlung gestern in der Stadthalle Bielefeld auch die juristische Überprüfung des defizitären Kreditgeschäfts bekannt.

Gerd Völker - erst seit 1. April Vorstandsmitglied des Bankvereins - musste gestern nicht nur allein für den Verlust von knapp einer Million Euro im Geschäftsjahr 2004 gerade stehen. Als »Unschuldiger« hatte er auch die undankbare Aufgabe, die 90 Anwesenden davon zu informieren, dass im ersten Halbjahr 2005 »als Vorsichtsmaßnahme« erneut eine Wertberichtigung im Bereich des Kreditgeschäfts in Höhe von 800 000 Euro eingeplant worden ist. Mehrere unsichere und geplatzte Kredite in jeweils sechsstelliger Höhe (die Rede war auch von 800 000 Euro) sind Grund für diese Entwicklung.
Jetzt soll ein Jurist der Frage nachgehen, ob Vorstand und Aufsichtsrat bei der Vergabe und Begleitung von Krediten ihre Pflicht verletzt haben. Sogar von »Kreditbetrug« war gestern in diesem Zusammenhang die Rede. Laut Michael Jacobs soll ein Gutachten erstellt werden, derzeit würden die Angelegenheiten in der Innenrevision der Bank geprüft.
Angesichts dieser Unstimmigkeiten schlug Michael Jacobs der Versammlung vor, die Tagesordnungspunkte zur Entlastung von Vorstand und Aufsichtsrat bis zur Hauptversammlung im nächsten Jahr zu vertagen. Die Aktionäre hätten - so war immer wieder zu hören - wohl ohnehin keine Entlastung erteilt.
Breite Zustimmung hingegen gab es für den Vorschlag des Vorstands, das Eigenkapital des Bankvereins zu erhöhen (wir berichteten). »Ohne Kapitalerhöhung können wir spätestens in zwei Jahren nicht mehr als Vollbank agieren«, betonte Gerd Völker, dass es nicht fünf, sondern zwei Minuten vor zwölf sei. »Die Kapitalerhöhung ist für unsere Zukunft von existentieller Bedeutung.«

Artikel vom 04.08.2005