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Bedrückenden Alltag in Palästina erlebt

Spenden persönlich übergeben

Von Christina Mohring-Kohler
Harsewinkel (WB). Spenden für die Kinderhilfe Bethlehem und der bevorstehende Kirchentag in Hannover, an dem sich auch der Weltladen Harsewinkel mit einem Stand auf dem Markt der Möglichkeiten beteiligt, haben den evangelischen Pfarrer Martin Liebschwager und Christina Mohring-Kohler vom Gemeindebüro veranlasst, kürzlich nach Palästina (Israel) zu reisen. Christina Mohring-Kohler schildert nun die Eindrücke.

»Wir sind herzlich von den Olivenholzschnitzern, die rund um Bethlehem leben, empfangen worden und wurden nicht mit Steinen beworfen« - so könnte man den Bericht über den elftägigen Aufenthalt im Heiligen Land überschreiben. Denn frisch aus Palästina zurückgekehrt, waren dies die ersten Fragen und spiegeln das wider, was die Medien über das Land berichten. Wenig weiß man über die Menschen, die sich danach sehnen, sich im Land frei bewegen und für ihren Lebensunterhalt selbst sorgen zu können. Was bedeutet »Alltag im besetzten Land?« - Pfarrer Liebschwager und Christina Mohring-Kohler erlebten es hautnah.
Das Babyhospital in Bethlehem gehört zu den festen Spendenprojekten der evangelischen Kirchengemeinde Harsewinkel. Seit der zweiten Intifada kamen Spenden von Gemeindegliedern, aus Projekten und Kollekten in Höhe von 4100 Euro zusammen, die nun persönlich an Erwin Schlacher, Mitarbeiter des Caritas-Babyhospitals, überreicht wurden.
Das Gesundheitssystem in Palästina leidet stark unter der Besatzungssituation. Große palästinensische Krankenhäuser befinden sich in Ost-Jerusalem. Nur noch wenige Palästinenser erhalten die Erlaubnis, dorthin zu gelangen. Die hohe Kindersterblichkeit im Westjordanland macht deutlich, dass hier noch viel getan werden muss.
Das Caritas-Babyhospital in Bethlehem ist das einzige auf Kleinkinder spezialisierte Krankenhaus in Palästina. Die Kinder leiden oft an einer Fehl- oder Mangelernährung und Armutserkrankungen. Im Jahr 2004 wurden im Hospital 27 500 Kinder behandelt. Zu dem Krankenhaus gehört auch eine ambulante Tagesklinik, eine Mütterschule, eine Sozialstation und eine Außenstation in Nahalin.
Seit Mitte der 80er Jahre hat der Weltladen Harsewinkel bekanntlich Kontakt zu den Olivenholzschnitzerfamilien in Beit Jala und Beit Sahour. Durch den Verkauf der kunsthandwerklichen Arbeiten erhalten die rund 80 christlichen Familien ein kleines Einkommen. 500 Olivenholzschnitzerfamilien leben noch rund um Bethlehem, davon sind etwa 70 Prozent arbeitslos. Der Weltladen unterstützt durch den Verkauf diese Familien.
Der Alltag in Palästina ist bedrückend. Rund um Bethlehem zieht sich eine acht Meter hohe Mauer. »Welcome in the Bethlehem Ghetto«, das haben ausländische Studenten an den Eingang geschrieben. Am Ende der Reise stand fest: »Palästina wird weiterhin Schwerpunktthema unserer Arbeit sein«. Übrigens: Für den Herbst 2006 ist eine Gemeindefahrt ins Heilige Land geplant.

Artikel vom 03.08.2005