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Seminar halbiert Probezeit

Riewenherm bietet als erste Fahrschule Service für Fahranfänger

Von Mario Lüke (Text und Foto)
Schloß Holte-Stukenbrock (WB). Seit Januar 2004 ist es Fahranfängern möglich, durch ein Seminar ihre im Normalfall 24-monatige Probezeit um ein Jahr zu verkürzen. Die Fahrschule Riewenherm ist die erste, die im Raum Gütersloh diesen Service anbietet.

Mindestens ein halbes Jahr muss der Anfänger seine Fahrerlaubnis haben, um an der Neuheit teilzunehmen. Durch einen dreiteiligen Lehrgang genießen die Verkehrsneulinge den Vorteil, ein Jahr weniger als vorgesehen im Blick der Polizei zu stehen. Bei Delikten, wie deutlicher Geschwindigkeitsüberschreitung, verschuldeten Unfällen oder Alkohol am Steuer droht die Verlängerung der Probezeit auf insgesamt vier Jahre, ein Bußgeld sowie die Aufforderung zu einer Nachschulung. »Man will nicht glauben, wie viele gerade junge Fahranfänger zu uns kommen, um ihre Nachschulung zu absolvieren«, sagt Detlef Riewenherm, Inhaber der ersten Fahrschule im Raum Gütersloh, die Seminare zur Probezeitverkürzung anbietet. »Sie wollen sich beweisen und mit ihrem unfundierten Wissen über das Fahren protzen«, so der 36-Jährige.
Das Projekt, das im Januar 2004 ins Leben gerufen wurde, nennt sich »Zweite Phase«. In drei Theoriestunden werden die bisherigen Erfahrungen der Schüler ausgetauscht, es wird über Gefühle und Ängste im Straßenverkehr geredet. »Hier stellen sich die Typen heraus. Als Fahrlehrer muss ich sowohl in der Theorie wie in der Praxis reagieren und auf Einzelne eingehen«, so Riewenherm, der Lehrgänge besuchen musste, um diese Schulung in seinen Fahrschulen in Heideblümchen, Schloß Holte und Stukenbrock anbieten zu können. Des Weiteren stehen eine Beobachtungsfahrt und ein Fahrsicherheitstraining bei der Verkehrswacht in Gütersloh auf dem Programm. Gefahrenbremsungen sowie Parcourfahrten sollen zu mehr Sicherheit führen. Auf die Frage, ob die spezielle Ausbildung ein Jahr der Probezeit wirksam ersetzen kann, weiß Detlef Riewenherm noch keine Antwort. »Ich stehe der Sache positiv gegenüber, sonst würde ich sie nicht anbieten. Es wird Kritiker geben, ich denke aber, einen Versuch ist es wert.« Am 17. September startet das erste Seminar.
Unterstützt wird die Aktion vom ADAC. »Wir finden die Idee gut. Die Ausbildung erlaubt es, den etwas erfahrenen Fahrern den Bonus einzuräumen«, sagte Jacqueline Grünewald vom ADAC Nordrhein mit Sitz in Köln.
Detlef Riewenherm ist gelernter Restaurantkaufmann, hatte aber selbst schon immer viel Spaß am Fahren. Vor, während und nach seiner Zeit bei der Bundeswehr hat er die Fahrerlaubnisprüfungen für alle Fahrzeuge bestanden - der Führerschein für Pkw, Lkw sowie Motorrad ist im Übrigen Pflicht, um mit der Lehrerausbildung zu beginnen. Für Detlef Riewenherm hat sich die Investition gelohnt. Er beschäftigt vier Mitarbeiter und ist im Besitz von fünf Fahrzeugen. Zudem übernimmt er zum 3. September die Fahrschule Otto Reinertz in Verl und Kaunitz.
»Es hört sich zwar hart an, doch wir Fahrlehrer begeben uns Tag für Tag in höchste Lebensgefahr«, erklärt Detlef Riewenherm, der bei Tempo 130 auf der Autobahn beim Fahrstreifenwechsel schon mal in letzter Sekunde eingreifen musste. Riewenherm steht dem Gesetzesentwurf zum Führerschein mit 17 Jahren sehr kritisch gegenüber. »Die Bestimmungen sind voller Lücken, und die Schüler noch nicht so weit, um ein Fahrzeug zu führen.«

Artikel vom 04.08.2005