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Vermutet ein Versehen: Bürgermeister Winfried Menne.

Skelett-Teile
stammen aus
Fürstenberg


Bürgermeister vermutet Versehen

Von Hanne Reimer
Bad Wünnenberg / Fürstenberg (WV). Die menschlichen Knochen, die auf einer Boden-Deponie bei Haaren gefunden wurden, stammen vom Friedhof in Fürstenberg. Wie Bürgermeister Winfried Menne dem WESTFÄLISCHEN VOLKSBLATT sagte, könne er sich den makaberen Fund nur durch ein Versehen erklären.

Auf der städtischen Deponie nahe der B 480 hatten die Passanten Karl-Hans und Rüdiger Erfmeyer am Freitag Teile menschlicher Skelette, Knochenreste und Sargfragmente entdeckt (das WV berichtete gestern). Bei Polizei und Staatsanwaltschaft liefen gestern die Ermittlungen an, die klären sollen, wie die Leichenteile auf der Deponie landen konnten. Der Anfangsverdacht lautet auf Störung der Totenruhe. Ein Kapitalverbrechen stehe nicht zur Debatte, so die Staatsanwaltschaft.
»Sicherlich steckt da keine Absicht dahinter«, ist auch Bürgermeister Winfried Menne überzeugt. Beim Ausheben neuer Gräber sei es nicht ungewöhnlich, dass alte Knochen gefunden würden. Diese würden dann vom Erdreich getrennt und wieder in das Grab versenkt.
Die nach der neuen Beisetzung übrig gebliebene Erde werde zur Bodendeponie abgefahren.
Mennes Vermutung ist es nun, dass Mitarbeiter des Westheimer Unternehmens, das für die Stadt Bad Wünnenberg den Grabaushub erledigt, beim Auseinandersortieren von Erde und alten Skelett- und Sargteilen nachlässig waren und so versehentlich die Knochen auf die Deponie gerieten. »Ein solcher Fehler kann passieren«, gibt das Stadtoberhaupt zu. Im Laufe des gestrigen Tages gab die Staatsanwaltschaft die Skelett-Teile frei - sie werden nun abermals in Fürstenberg bestattet.
»Für Angehörige ist das schlicht und einfach ein Schock«, sagt Herbert Droste, Pfarrer im Karpkedorf, »es ist doch eine schaurige Vorstellung, dass die Knochen des vor 40 Jahren gestorbenen Großvaters auf einer Mülldeponie landen.« Droste sieht in dem unheimlichen Zwischenfall auch eine Folge der Technisierung. Früher, als die Gräber noch nicht mit einem kleinen Bagger, sondern von Hand ausgehoben wurden, habe so etwas nicht vorkommen können. Einzig im kleinen Ortsteil Elisenhof werde dies heute noch so gehandhabt. In allen anderen Stadtteilen - in Bad Wünnenberg gibt es sieben Friedhöfe - heben Maschinen die Gräber aus.
Die Ruhezeit, während der ein Grab unangetastet bleibt, beträgt 30 Jahre, danach ist eine Wiederbelegung möglich. Noch unklar ist, ob sich der grausige Fund zu einem bestimmten Grab in Fürstenberg zurück verfolgen lässt und ob Hinterbliebene möglicherweise rechtliche Schritte einleiten.

Artikel vom 02.08.2005