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»Barnwinkel« wollte niemand

Neue Serie über Barnhausen - Größter Borgholzhausener Ortsteil

Von Katrin Niehaus
Borgholzhausen-Barnhausen (WB). Die Vorschläge »Barnwinkel« und »Dreibergen« fanden 1928 wenig Anklang. Man beließ es lieber beim bewährten Namen Barnhausen, als man Winkelshütten, Brincke und Barnhausen zu einer Gemeinde zusammenlegte. Sie war bis 1968 selbstständig. Das WESTFALEN-BLATT erzählt in einer neuen Serie Geschichte(n) aus dem größten Piumer Ortsteil.

Eine, die sich intensiv mit ihrem Heimatort befasst hat, ist Christiane Brune-Spiller. Die 47-Jährige hat nicht nur eine Chronik des elterlichen Hofes Brune geschrieben, sondern auch eine Examensarbeit über Barnhausen »unter besonderer Berücksichtigung der Landwirtschaft«. Als sie damit 1980 ihr Erdkunde- und Deutschstudium in Bielefeld abschloss, gab es noch 41 Landwirte in dem 11,21 Quadratkilometer großen Gebiet. »Wie sehr sich die Landwirtschaft verändert hat, erkennt man daran, dass es heute nur noch eine Handvoll bewirtschafteter Betriebe gibt«, sagt Christiane Brune-Spiller.
Ende der 70-er Jahre, als sie die Daten für ihre Arbeit zusammentrug, durchkämmte die Studentin Archive und befragte Bauern. Mit ihrem späteren Mann Rudolf Spiller fuhr sie sogar ganz Barnhausen ab, um den Ort zu kartieren. Sie erstellten ein Verzeichnis über jede einzelne Ackerfläche und das, was darauf angebaut wurde. Dabei stießen sie auf unerwartete Gegenwehr. »Wir wurden im Sundern plötzlich von Soldaten abgefangen, weil wir uns der Nato-Station genähert hatten«, erzählt die Barnhausenerin.
Christiane Brune-Spiller hat sich auch mit Bevölkerungszahlen befasst. Barnhausen ist heute nicht nur flächenmäßig der größte Ortsteil, sondern hat mit derzeit 918 Menschen auch die meisten Einwohner. Die größte Bevölkerungsdichte in dem Gebiet gab es jedoch bereits um 1830. Damals lebten dort 1350 Männer, Kinder und Frauen - darunter viele Heuerlinge. Die materielle Not, die mit der industriellen Revolution einherging, zwang viele, ihre Heimat zu verlassen und unter anderem nach Amerika auszuwandern.
Der Flüchtlingsstrom am Ende des Zweiten Weltkrieges ließ die auf 901 Menschen gesunkene Einwohnerzahl wieder ansteigen auf 1287 Personen. Einige zogen wieder fort, doch viele blieben, so dass neue Wohnungen gebaut werden mussten. Barnhausen bekam sein erstes zusammenhängendes Siedlungsgebiet. Am Binnenfeld entstanden zwischen 1949 und 1961 17 Gebäude. Weitere 14 Wohnhäuser kamen in den Folgejahren dazu.
Christiane Brune-Spiller: »Als ich meine Examensarbeit schrieb, gab es die zweite Siedlung noch nicht.« Die »neue« Wohnsiedlung am Ahornweg wurde erst vor rund zwei Jahrzehnten auf dem Gelände des Hofes Vogt-Rahe gebaut.
Brincke gehörte übrigens bereits vor 1928 zu Barnhausen. Das Gut war lediglich 69 Jahre ab 1859 ein eigenständiger Bereich. Die Gutsherren hatten schon einige Jahre zuvor aus finanziellen Gründen eine Ablösung von der Gemeinde Barnhausen betrieben. Dem Antrag wurde schließlich am 9. März 1959 stattgegeben. Nach dem Ersten Weltkrieg wurden die Zwerggemeinden jedoch wieder aufgelöst.

Artikel vom 02.08.2005