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»Kinder sollen ohne Angst
wieder fröhlich werden«

Neuer Leiter im Kinderdorf »Niedersachsen« in Dissen

Dissen (Felix). Wenn Helmut Anneken-Redeker gefragt wird, was für ihn das Spannende an der Jugendhilfe-Arbeit ist, lautet seine spontane Antwort: »Das Leben, das man nie beeinflussen kann«. Und doch ist es nicht nur ein »innerer Auftrag«, der ihn zur Sozialarbeit geführt hat, sondern auch »die Möglichkeit, etwas verändern zu können«. Der 49-Jährige ist neuer Leiter des Westfälischen Kinderdorfes »Niedersachsen« in Dissen.

13 Jahre hat der Diplom-Pädagoge zuletzt für den »Internationalen Bund«, eine Einrichtung der Jugendhilfe in Hamburg, gearbeitet -Êunter anderem mit unbegleiteten jugendlichen Flüchtlingen. »Die kamen zumeist aus den Unruhe-, Elends- oder Bürgerkriegsgebieten in Afrika«, erklärt er. »Wir haben die Jugendlichen ähnlich betreut, wie es hier in der Wohngemeinschaften des Kinderdorfes geschieht«, erzählt der Pädagoge und leidenschaftliche Tischtennisspieler.
Jetzt aber freut er sich über seinen neuen Aufgabenbereich, »gemeinsam mit der Geschäftsführung der Kinderdörfer in Paderborn die Geschicke hier zu leiten«. Der dreifache Vater hat sich erst einmal Eindrücke über die einzelnen Gruppen verschafft. Am Dissener Kinderdorf schätzt er, dass es »überschaubarer und kommunikativer« ist als die große Organisation in Hamburg mit all ihren Hierarchien und Strukturen.
Helmut Anneken-Redeker: »Als Leiter eines Kinderdorfes ist man in die Geschäftsführung des gesamten Verbandes eingebunden. Da sind Lösungen einfacher hinzubekommen«. Er setzt auf Kommunikation - mit den Mitarbeitern in den sieben Familien, zwei heilpädagogischen Wohngemeinschaften, der Kinder-Wohngruppe, der Jugendwohngruppe sowie dem Jugendhaus und dem Jugendzentrum, ebenso wie mit den 60 Kindern, die derzeit im Kinderdorf leben, weil sie in ihren Herkunftsfamilien nicht bleiben konnten.
Den Kontakt zu den Eltern nicht zu verlieren ist ihm dabei ebenso wichtig, wie zu schauen, was das jeweils Beste für das Kind ist. »Das Kind soll nach den negativen Erfahrungen und Enttäuschungen möglichst wenig Beziehungsabbrüche erleben«, so Helmut Redeker. »Es soll erleben, dass es keine Angst haben muss, sondern wieder fröhlich sein kann und lernen, dass es andere Jugendliche und Betreuer gibt, auf die es sich verlassen kann«, steht der neue Kinderdorfleiter hinter einem systemischen Ansatz, der sich am Sozialraum orientiert.
Auch deshalb wird in den Gruppen nach dem Bezugsbetreuer-System gearbeitet, das es dem Kind ermöglicht, »seinen« Betreuer auch mal einen Tag für sich allein zu haben, um etwas Schönes zu unternehmen, liegt ein Schwerpunkt der Arbeit auf der Stärkung von Außenkontakten der Kinder.

Artikel vom 12.10.2005