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Schwimmen
ist immer noch
sehr beliebt

Schlänger halten sich wacker

Von Maike Stahl (Text und Fotos)
Schlangen (SZ). Rettungsschwimmer und Sportwissenschaftler schlagen Alarm: In Deutschland gebe es immer mehr Nichtschwimmer, heißt es in den entsprechenden Meldungen. Zu erkennen sei eine gefährliche Tendenz, die befürchten lasse, dass langfristig mehr Menschen ertrinken könnten. Die SCHLÄNGER ZEITUNG hörte sich in Schlangen um, ob sich dieser Trend auch vor Ort abzeichnet.

Genaue Zahlen oder gar Statistiken gibt es zwar nicht, doch Schwimmmeister Josef Klösener, DLRG-Vorsitzender Friedrich Gingert und der langjährige Sportlehrer Herbert Hornberg sind sich in ihrer Einschätzung der Situation erfreulich einig: In Schlangen scheint die Wasserwelt noch in Ordnung zu sein.
»Die Zahl der Seepferdchen, die in Schlangen abgenommen werden, bleibt eigentlich seit Jahren konstant«, stellt Josef Klösener fest. Seit 28 Jahren bringt er Sommer für Sommer dem Schlänger Nachwuchs im Freibad bei, sich über Wasser zu halten. »Die Kurse sind mit 18 bis 20 Kindern immer ausgebucht. Von denen schaffen dann schließlich 14 bis 16 das Seepferdchen«, berichtet der Schwimmmeister. Dazu kämen natürlich noch die Kinder, die ihren Schwimmkursus außerhalb von Schlangen absolvieren oder mit den Eltern trainieren.
»Die Kinder in den Kursen sind idealerweise so um die sechs Jahre alt. Dann können sie schwimmen, bevor sie zur Schule gehen, sind aber auch schon so weit, dass sie umsetzen können, was ich ihnen erkläre«, sagt er. Doch beim ersten Termin seien in der Regel große Unterschiede festzustellen. Während der eine geradezu wasserscheu sei, tauche der andere schon in der ersten Stunde bis auf den Grund. Doch wer sich das traut, der kann auch schwimmen, ist Klösener überzeugt.
»Das Beste ist, wenn Eltern mit ihren Kindern so früh wie möglich viel ins Wasser gehen. Dann fällt es den Kindern leicht schwimmen zu lernen.« So können sich die ersten Kursusteilnehmer in der Regel ihr Seepferdchen schon nach acht Übungseinheiten an Badehose oder Badeanzug heften, andere brauchen bis zu zwölf Termine. »Jedes Kind sollte aber zumindest das Seepferdchen machen, damit es weiß, wie es sich verhalten muss«, betont Klösener Das sei im Ernstfall eine Lebensversicherung.
Wer weiter machen möchte, kann sich an die DLRG-Ortsgruppe in Schlangen wenden. Jeden Dienstagabend nimmt Friedhelm Gingert im Schlänger Freibad die Jugendschwimmabzeichen in gold, silber und bronze sowie die Rettungsschwimmabzeichen ab. »Das werden allerdings jedes Jahr weniger«, stellt Gingert fest. »Da macht sich wahrscheinlich bemerkbar, dass wir kein Hallenbad haben.« Wer Spaß am Schwimmen habe und dabei bleibe, schließe sich in der Regel den Vereinen im benachbarten Bad Lippspringe an. »Wir haben jahrelang versucht, Zeiten im Hallenbad zu bekommen, damit wir auch im Winter trainieren können, aber das war bisher leider unmöglich«, sagt er. Um die zehn bis 15 Abzeichen nimmt die DLRG in Schlangen pro Jahr noch ab. Früher seien es 20 bis 30 gewesen, meint Gingert. »Beim Seepferdchen ist das aber anders«, betont er. Das Interesse, schwimmen zu lernen, sei nach wie vor da.
Das bestätigt auch Herbert Hornberg, der bis zu seiner Pensionierung im Jahr 2003 mehr als 20 Jahre lang Schwimmunterricht an der Grundschule in Oesterholz und davor in Kohlstädt gegeben hat. »Der Anteil derer, die schwimmen können, ist über die Jahre meiner Einschätzung nach etwa gleich geblieben«, sagt der ehemalige Lehrer. »Es hat immer schon sehr ängstliche Kinder gegeben, aber bis zum Schluss hatte ich in jeder Klasse auch immer drei bis fünf sehr gute Schwimmer.« Dazu kämen noch etwa acht bis zehn, die sich zumindest über Wasser halten könnten. »Es war eigentlich immer etwas mehr als die Hälfte, die schwimmen konnten. Das hat sich meiner Einschätzung nach auch nicht verschlechtert«, meint Hornberg. Festgestellt habe er lediglich, dass der Anteil an Nichtschwimmern bei den Kindern aus Aussiedlerfamilien sehr hoch sei.
Einig sind sich alle drei, dass in Schlangen das Freibad ein wichtiger Faktor dafür ist, dass die Bereitschaft schwimmen zu lernen, nach wie vor recht groß sei.

Artikel vom 02.08.2005