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Gurt und Airbag
wirken zusammen

Anschnallpflicht auch im Fond

Obwohl moderne Autos mit einer Palette von Airbags ausgestattet sind, hat der Sicherheitsgurt nichts von seiner Bedeutung als Lebensretter verloren.

So ist der Airbag für nicht gurtgesicherte Insassen nahezu wirkungslos. Unter Umständen kann er sie sogar gefährden. Das machten die Unfallforscher der Dekra und der Winterthur Versicherungen bei aktuellen Crashtests deutlich. Wirken Sicherheitsgurt und Airbag zusammen, verringert sich das Risiko, bei einem Unfall verletzt oder getötet zu werden, nach einer Studie der Versicherungswirtschaft um 65 Prozent.
Den größten Schutz bietet der Sicherheitsgurt bei Frontalkollisionen, aber auch bei Fahrzeugüberschlägen mindert er die Verletzungsgefahr erheblich. »Nicht gesicherte Insassen können leichter aus dem Auto geschleudert werden und sind dadurch einem höheren Verletzungs- und Todesfallrisiko ausgesetzt als angegurtete«, erläutert Jörg Ahlgrimm, Leiter Analytische Gutachten bei der Dekra.
Bei Seitenkollisionen ist die Wirkung des Sicherheitsgurtes geringer, da der Schultergurt den Oberkörper in seitlicher Richtung nicht optimal fixieren kann. Daher kann der Insasse trotz Gurt auf die andere Seite des Fahrzeuges gedrängt werden. Neue Gurtsysteme können hier Abhilfe schaffen, allerdings werden sie erst für wenige Autos angeboten.
Die Forscher räumen auch mit der Fehleinschätzung auf, nicht angegurtete Autolenker könnten sich bei einem Stadtunfall bei niedrigen Geschwindigkeiten mit den Händen abstützen. Bereits bei einem Aufprall mit nur 14 km/h gegen eine Mauer treten Kräfte auf, die dem Achtfachen des Körpergewichts entsprechen.
Die Experten warnen damit besonders jene zehn Prozent der Pkw-Passagiere, die innerorts auf den Gurtklick verzichten. Ein gefährlicher Trugschluss ist es auch, sich im Fond sicher zu fühlen. Nicht angegurtete Personen auf den Rücksitzen müssen bei einer Kollision mit zwei- bis zweieinhalbmal so schweren Verletzungen rechnen als angegurtete. Immerhin 16 Prozent der Mitfahrer auf den Rücksitzen legen den Gurt nicht an.
Um bestmöglich geschützt zu sein, sollten Fahrzeuginsassen den Gurt so einstellen, dass er über das Schultergelenk verläuft, und beim Anschnallen darauf achten, dass er nicht verdreht ist. Außerdem sollte er immer wieder straff gezogen werden. Dicke, wattierte Jacken oder Mäntel sind vor der Fahrt abzulegen, denn sie können die Wirksamkeit des Gurtes und des Gurtstraffers beeinträchtigen.
Umklappbare Rückbänke sollten sicher eingerastet und alle Gurte und Schlösser offen zugänglich sein. Auch bei Schwangeren ist der Airbag kein Ersatz für den Gurt. Der Beckengurt muss möglichst weit unten um Bauch und Hüftknochen geführt werden, damit er dem Ungeborenen bei einem Unfall nicht schadet.

Artikel vom 26.08.2005