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Die Königin des Vierecks

Dresssur-EM: Anky van Grunsven nicht zu schlagen

Von Susanne Kappmeier
Hagen a.T. (WB). Als die letzten Klänge des Edith Piaf Klassikers »Je ne regrette rien« (Ich bereue nichts) verklungen waren, kannte der Jubel bei den niederländischen Anhängern keine Grenzen.

Als Schlussreiterin hatte Anky van Grunsven, absolute Favoritin der Dressur-Europameisterschaft, trotz Wind und Regen eine exzellente Vorstellung mit ihrem mächtigen Hannoveraner Salinero geboten. Die bescherte ihr den Sieg in der Kür (83 Prozent) und damit auch in der Gesamtwertung der Europameisterschaft (236,57). Die amtierende Olympia- und Weltcupsiegerin hatte alle drei Wertungsprüfungen für sich entschieden und wurde als strahlende Dressur-Queen frenetisch gefeiert.
Silber ging nach Ostwestfalen: Hubertus Schmidt (Borchen-Etteln) hatte bereits vor der Kür die Verfolgung aufgenommen und auf Rang zwei gelegen. In der dritten Wertungsprüfung schnurrte seine Wansuela Suerte zur Musik von Schmidts Lieblingsinterpreten Herbert Grönemeyer so präzise wie ein Schweizer Uhrwerk durchs Viereck (80,52 Prozent).
Ein besseres Kürergebnis als Hubertus Schmidt erzielte später nur noch der Schwede Jan Brink, der mit seinem bewegungsstarken Briar punkten konnte (81 Prozent). »Ich habe die Kür zum ersten Mal geritten, zum Glück war Briar ruhiger als am Tag zuvor«, strahlte der blonde Schwede, Schüler der finnischen EM-Reiterin Kyra Kyrklund, über die Bronzemedaille im Einzelklassement (229,01).
Anky van Grunsven, die aufgrund ihrer ungewöhnlichen Trainingsmethoden von einem großen, deutschen Fachmagazin angegriffen worden war, hatte sich in Hagen heftig zur Wehr gesetzt und überzeugte mit herausragenden Ritten - vor allem mit ihrer berühmten Olympiakür. »Ich bin froh, ein deutsches Pferd zu reiten, so hatte ich hier nicht nur die niederländischen Fans auf meiner Seite«, jubelte die 37-Jährige nach ihrem Sieg. »Es waren schwierige Umstände mit all dem Wind und Regen. Normalerweise wird Salinero dann heißer und heißer, aber er hat sich gut gehalten«, lobte Sjef Janssen, gleichzeitig Ankys Equipechef, Trainer, Ehemann und Vater ihres sieben Monate alten Sohns Yannik.
Vom vierten auf den achten Platz im Gesamtklassement fiel Ann Kathrin Linsenhoff gestern zurück. Sie hatte mit dem zehnjährigen Sterntaler eines der jüngsten Pferde gesattelt. Bei der Entscheidung um die Teamwertung hatte der Dunkelbraune eine Sternstunde der Dressur gefeiert und entscheidend zum Sieg der deutschen Mannschaft beigetragen. In der von unzähligen Regenschirmen flankierten Kür zeigte Sterntaler jedoch Nerven und scheute zweimal vor den Richtern. Da half auch die peppige Musik von Harry Belafonte nicht mehr: Es reichte nur zu Platz 13.
In der Kür und auch im Grand Prix Special gar nicht mehr angetreten war Heike Kemmer (Winsen), die nach dem Grand Prix an sechster Stelle gelegen hatte. Ihr Pferd Bonaparte hatte sich am rechten Vorderbein verletzt, daraufhin zog sie nach einem Gespräch mit Bundestrainer Holger Schmezer ihren Start zurück.

Artikel vom 01.08.2005