01.08.2005 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Hubertus Schmidt
war der EM-Hit

Gold und Silber für Deutschen Meister

Von Oliver Kreth und
Stefan Hörttrich (Fotos)
Hagen a. T. (WB). Das beige-farbene Basecap leger auf dem Kopf, der Reitdress perfekt sitzend und seiner Stute Wansuela Suerte häufig einen aufmunternden Klaps auf den Hals gebend: So erlebten die Dressur-Fans Hubertus Schmidt an den EM-Tagen immer wieder auf dem Abreiteplatz.

Der Deutsche Meister aus Borchen-Etteln verbreitete in den vier Tagen in Hagen am Teutoburger Wald die richtige Mischung zwischen Anspannung und Lockerheit. Die brachte ihm seine erste Einzelmedaille bei Europameisterschaften ein. Dabei hatte der Mannschafts-Olympiasieger von Athen vor dem Championat noch in Understatement gemacht: »Es wird schwer. Ich bin in Athen zwar Fünfter geworden, aber wenn es schlecht läuft, können die vier oder fünf, die bei Olympia hinter mir lagen, mich bei der EM überholen.«
Doch das gelang den Konkurrenten nicht. Der 45-Jährige war der EM-Hit aus deutscher Sicht. Er zeigte in allen drei Prüfungen mit seiner zwölfjährigen Hannoveraner Stute große Konstanz, belegte im Grand Prix und Grand Prix Special jeweils hinter der Goldgewinnerin Anky van Grunsven (Niederlande) Platz zwei. Nur in der Kür wurde er nach einem vorsichtigen Ritt Dritter. Schmidt: »Ich bin absichtlich etwas zurückhaltender geritten, das war Strategie. Und die ist aufgegangen. Obwohl ich natürlich wusste, dass Jan Brink mit Björsells Briar in diesem Prüfungsteil sehr stark sein würde. Aber mein Vorsprung war nach dem Spezial doch schon sehr beruhigend.«
Das erste Mal jubeln konnte Hubertus Schmidt schon am Freitag. Da lieferte er die beste Einzelleistung im deutschen Team ab. Verständlich die Freude, denn »das war mein erstes Championat, und ich bin einfach nur happy.«
Lob für Schmidt kam auch vom Bundestrainer. Holger Schmezer: »Gold mit der Mannschaft war Pflicht. Die Medaille von Hubertus Schmidt im Einzel ist hervorragend.« Echte Zweifel hatte es daran vor dem Durchgang am Sonntag, Schmidt ritt als Erster der letzten Gruppe seine Kür, eigentlich nicht mehr ernsthaft gegeben, auch wenn Schmezer, nachdem der Applaus der 6000 Zuschauer verebbt war noch ein wenig geunkt hatte: »Eine starke Vorstellung. Ich hoffe, die Richter sehen das genauso wie das Publikum.« Das taten sie, und der Aufwärtstrend des Deutschen Meisters hat damit Bestand.
Mit Silber hat sich Schmidt mehr als nur etabliert in der Weltspitze der Dressur. Und wenn er mit »der Lieblichen« (das bedeutet Wansuela Suerte übersetzt ins Deutsche) weiterhin diese besondere Mischung aus Lockerheit und Anspannung beibehalten kann, wird das EM-Silber sicher nicht der letzte Hit des Herrn Schmidt gewesen sein.

Artikel vom 01.08.2005