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Zeitschrift hat
Wurzeln in
Harsewinkel

Daniel Ketteler ist [SIC]-Herausgeber

Von Manfred Beine
Harsewinkel (WB). Sieben junge Leute gründen eine Zeitschrift, eine sehr anspruchsvolle Literaturzeitschrift sogar, und die Spuren und Wurzeln der Initiatoren und Macher dieses höchst ambitionierten Unternehmens, sie führen ausgerechnet nach Harsewinkel. Der Name: [SIC].

Man ist versucht, den Titel der neuen literarischen Jahresschrift sogleich auf die westfälisch-ländliche Herkunft der Zeitschriftengründer »anzuwenden«. Und »sic«, sprich »so«, kommen alleine fünf der festen Mitarbeiter aus der Kleinstadt an Ems und Lutter: Daniel Ketteler Viola Binacchi, Stefanie Aperdannier, Till van Daalen und Jens Heinen.
Vor einigen Monaten hat sich [SIC] - [Zeitschrift für Literatur], wie sich das neue Produkt in unverwechselbarer Typographie und postmoderner Gestalt präsentiert, mit einer gut 80 Seiten starken Ausgabe in einer Auflage von 700 Exemplaren auf den nicht einfachen Markt bundesdeutscher Literaturzeitschriften gestürzt.
In edel-brüchig-schöner Aufmachung ist das Heft gleichzeitig die Diplomarbeit der in Harsewinkel geborenen Viola Binacchi im Fachbereich Design an der Fachhochschule Bielefeld. Die äußere Hülle hält, was sie verspricht: Die Herausgeber Christoph Wenzel und Daniel Ketteler bestechen mit aktueller deutscher Lyrik und Prosa. Große Namen sind darunter - wie der Berliner Lyriker Jan Wagner oder der Erzähler Georg Klein. Dazu gesellen sich unbekannte Autoren.
Die Irritation, die Provokation, die Verstörung durch die Literatur - hier ist all das ausdrücklich erwünscht. Den Tautologien und selbstreferentiellen Spielen der aktuellen Literaturlandschaft will man in [SIC] inhaltlich Gewagtes und formal Experimentelles entgegensetzen. Zwischen einer vorherrschenden »Blätterfallpoetik« und einem »virulenten Gezänk« (Daniel Ketteler) sucht die neue Zeitschrift den ästhetischen »Bildbruch« und die sprachlichen »Widerhaken« (Christoph Wenzel).
Nur gut, dass die versammelten Texte solch theoretische Vorgaben nicht immer bierernst nehmen. Manches im Heft ist einfach nur überraschend, gelungen und schön. Ein eigenes kleines sprachliches Kunstwerk besonderer Güte ist Daniel Kettelers Untersuchung zur Hauptfigur Bloch aus Peter Handkes Erzählung »Die Angst des Tormanns beim Elfmeter«.
Konzipiert wurde [SIC] in Aachen. Dort studieren die beiden Herausgeber Germanistik und arbeiten derzeit an ihren Abschlussarbeiten. In der Redaktion wirken weiterhin Stefanie Aperdannier und Gilbert Dietrich mit. Die Fotos der Beilage steuert Till van Daalen bei. Er studiert Fotographie in Hamburg. Der in Köln lebende Multimediakünstler Jens Heinen ist der technische Kopf von [SIC]. Er entwickelte den Internetauftritt.
Übriges: Im Rahmen von »Literatur in Rietberg - Rietberg kulturig« werden die [SIC]-Leute zusammen mit Jan Wagner am 4. Mai 2006 im Alten Progymnasium moderne Lyrik, Fotographie, Kunst und Videoarbeiten präsentieren. Schon im kommenden Spätsommer wird es eine Lesung von Daniel Ketteler im Harsewinkeler Heimathaus geben.
[SIC] ist für 5 Euro in der Buchhandlung Jürgensmeier in Harsewinkel oder über das Internet zu haben.
www.siconline.de

Artikel vom 30.07.2005