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Zwei Sphinxen bekommen neue Köpfe

Restaurierung der Fabelwesen durch private Spenden finanziert - Platz vor dem Kurhaus

Von Bärbel Hillebrenner
Bad Oeynhausen (WB). Was Peter Gruber anfasst, ist gewichtig. Im wahrsten Sinne des Wortes. Denn er hat es hingekriegt, dass die beiden kopflosen Naturstein-Sphinxen restauriert und an ihren historischen Standort vor dem Kurhaus platziert werden. Die Finanzierung ist komplett durch private Spenden gesichert.

Eigentlich hatte alles mit einer harmlosen Besichtigung des Business-Clubs im Staatsbad begonnen. Dort hatte Geschäftsführer Stefan Dörr alte Postkarten gezeigt, auf denen die Fabelwesen noch schön protzig zwischen den Pavillons zum Kurhaus-Vorplatz postiert waren. Aber, so wurden die Besucher informiert: Während der Besatzungszeit hatten die britischen Soldaten die Figuren zerschossen, Köpfe und Arme waren ab, die Löwenkörper voller Schusslöcher. Sie fristeten seit Jahren ein trostloses Dasein in der alten Villa der ehemaligen Galerie Reinshagen an der Lindenstraße.
Die ist jetzt geschlossen - die Sphinxe allerdings gerettet. Das Staatsbad will die Gestalten zurückhaben, an den historischen Ort im Kurpark. Doch ohne eine komplette Restaurierung, die aufgrund der leeren Stadtkasse wiederum gesponsert werden musste, wäre das nicht möglich gewesen.
»Meine Landsleute haben die Sphinxen zerschossen. Da fühle ich mich verpflichtet, das sozusagen wieder gut zu machen«, sagt der 43-jährige Geschäftsmann Peter Gruber, der aus England stammt und von 1979 bis 1982 beim britischen Militär in Herford stationiert war. Er nahm die Idee einer Restaurierung auf und führte sodann zahlreiche Gespräche, vor allem auch mit Mitgliedern aus dem Business-Club, zu dessen Vorstand er außerdem gehört.
Und nun steht die gesamte Finanzierung des Unternehmens fest: 14 000 Euro soll die Wiederherstellung inklusive Transport und Fundament kosten - allerdings bieten viele Unternehmer ihre Dienstleistung zum Teil umsonst oder zu einem niedrigen Sonderpreis. Den Sanierungsauftrag erhält der Dehmer Steinmetz Friedrich Henke, der beteiligt sich auch an dem Fundament und dessen Verkleidung mit Natursteinen. Den Transport der tonnenschweren Figuren übernimmt die Firma Fritz Spellmann. Die Kosten für die Restaurierung teilen sich der Business-Club und Peter Gruber als Privatinvestor. Und das I-Tüpfelchen: Der Brigadier des britischen Militärs in Herford hat Gruber zugesagt, 20 Soldaten nach Bad Oeynhausen zu schicken, die bei der Aufstellung helfen sollen. »Das freut mich besonders«, sagte Peter Gruber, der zunächst versucht hatte, von den Engländern einen Zuschuss zu bekommen. Das war zwar vergeblich, aber »die Man-Power«, so Gruber, »ist eine schöne Alternative der Hilfestellung.«
»Das Engagement aller Beteiligten ist wirklich sehr zu würdigen«, freute sich gestern Stefan Dörr. Dass seine Idee der Zurücksetzung an den historischen Standort so schnell umgesetzt werden könnte, hätte er noch vor wenigen Monaten nicht gedacht. Jetzt will er schnellstens Kontakt mit dem Amt für Denkmalspflege aufnehmen, denn das bestimmt, wo im Park die Sphinxen aufgestellt werden können. Das sei auch der erste Schritt für die geplante komplette Sanierung des Kurhaus-Vorplatzes, die ebenfalls beschlossene Sache ist, sich aber über mehrere Jahre hinziehen wird.
Mit der Restaurierung der Gestalten soll Steinmetz Henke im nächsten Monat beginnen, denn schon im Herbst soll der Aufstellungstermin sein. Nach historischen Fotos von WESTFALEN-BLATT-Leserin Rita Frei werden die Köpfe neu gearbeitet, ebenso die Arme der Kinder, die auf den Löwenkörpern mit Frauenköpfen sitzen. Die Einschüsse werden zumodelliert und der Stein gereinigt.

Artikel vom 30.07.2005