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»Heimisches Handwerk in Gefahr«

Billig-Firmen aus Osteuropa drängen auf den Markt - Qualität ist nicht vergleichbar

Von Kathrin Weege (Text und Foto)
Löhne (LZ). Auf den ersten Blick sind sie ein wahres Schnäppchen: die Billigfirmen aus Osteuropa. Sie bieten Handwerk zu Dumpingpreisen und gefährden damit das heimische Handwerk sowie die Arbeitsplätze dort. Nicht selten stellt sich später heraus, dass die Kunden den Pfusch am Bau teuer bezahlen müssen. Dann sind die Firmen aus dem Ausland aber oft nicht mehr erreichbar.

»Die Konkurrenz aus dem Ausland drängt nach Deutschland. Auch in Löhne haben wir das schon bemerkt«, sagt Bernd Schwarze, Leiter des Handwerker-Dienstleistungszentrums (HDZ) Löhne. Das HDZ arbeitet ausschließlich mit guten heimischen Handwerkern und kann so den Kunden ein marktgerechtes Angebot unterbreiten. »Leider unterbieten Billigfirmen und auch Ich-AGs oft die Angebote von den örtlichen Beitrieben. Das ist gefährlich, denn nicht selten lässt sich der Endkunde auf ein solch vermeindlich günstiges Angebot ein«, bedauert Schwarze. Jörg Hagemeier vom Fliesenfachbetrieb »Hagemeier und Ott« wurde jüngst auch von einer Billigfirma unterboten: »Für 50 Prozent weniger war das Unternehmen bereit, den Auftrag zu erfüllen.«
Das Problem sei, so Schwarze, dass diese Betriebe zwar damit werben, dass sie alle Arbeiten übernehmen könnten, die Arbeiter dafür aber nicht ausgebildet sind und oftmals gar nicht die Fähigkeiten haben.
»Bei diesen Anbietern haben die Kunden gar keine Gewährleistung, wenn nach einiger Zeit Probleme am Bau auftreten«, weist Schwarze darauf hin, dass Firmen aus dem Ausland manchmal spurlos verschwinden und Ich-AGs schließen müssen. »Wenn bei uns - aus welchen Gründen auch immer - ein Handwerker oder Betrieb ausfällt, lassen wir den Kunden nicht im Regen stehen und sorgen dafür, dass die Arbeiten erledigt werden«, versichert der HDZ-Leiter.
»Wir als heimisches Unternehmen können uns auch gar keinen Pfusch leisten, denn das würde unseren Ruf zerstören und der ist uns sehr wichtig«, verdeutlicht der Löhner Handwerker Olaf Stuke, der alles in Sachen Hochbau und Stahlbetonbau erledigt. »Klinker und Putzarbeiten mache ich kaum noch, denn da werde ich preislich von Billigfirmen unterboten«, berichtet Stuke.
Der Laie sehe die Mängel am Bau nicht, aber der Experte entdecke sie sofort. »Die Ausländer sind oft qualitativ schlechter und kennen unsere Vorschriften auch nicht«, warnt Stuke.
Wenn die Konkurrenz zu groß wird, dann gehen im heimischen Handwerk nicht nur Aufträge verloren, sondern auch Arbeitsplätze. Bei den preisgünstigen Anbietern handelt es sich oft um Ein-Mann Betriebe aus Osteuropa. Sie ködern die Kunden mit Niedrigpreisen. »Da können Betriebe, die für ihre Beschäftigten reguläre Tariflöhne zahlen, einfach nicht mithalten«, erklärt Jürgen Lechtenbörger, IG-Bau Geschäftsführer.
»Dass es nicht mehr in allen Berufen einen Meisterzwang gibt, führt zu mangelnder Qualität bei den Arbeiten«, fasst Schwarze zusammen. Und dieser Mangel wird schließlich auf den Handwerks-Nachwuchs - die Lehrlinge - übertragen. »Das ist eine große Gefahr«, meint der HDZ-Leiter Bernd Schwarze.

Artikel vom 02.08.2005