01.08.2005 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Melbergen hat
eine Königin

Der Holzadler fällt nach 214. Schuss

Von Moritz Winde (Text und Fotos)
Löhne-Gohfeld (LZ). Der Adler präsentierte sich hoch über den Köpfen der Melbergener Schützen beim Königsschießen enorm hartnäckig. Doch am Sonntag um 16.33 Uhr war es endlich soweit. Brigitta Schröder bezwang den Holzvogel mit dem 214. Schuss. Damit ist die 59-Jährige neue Königin des Schützenvereins Melbergen, der am Wochenende sein alljährliches Fest feierte.

»Ich kann mein Glück noch gar nicht richtig begreifen«, rang Brigitta Schröder kurz nach dem Sieg vor Freude mit den Tränen. Denn seit nunmehr 18-jähriger Mitgliedschaft ist es ihr noch nie gelungen, das Amt der Königin zu erringen. Und das war gestern ein hartes Stück Arbeit, denn bereits bei den Treffern von Jörg Fissmer und Erwin Pepping wackelte der Adler mehrmals gewaltig. »Ich gönne es ihr von Herzen«, beglückwünschte nicht nur Horstdieter Krämer, der für das Nachladen des Gewehrs zuständig war und für die Schützen immer einen guten Tipp parat hatte, das neue Oberhaupt des Vereins.
Nachdem der 214. Schuss den Eichenholzkörper zu Fall gebracht hatte, waren die Jubelgeräusche ohrenbetäubend. Hätte man kurz vorher vor Spannung noch eine Stecknadel fallen hören können, so verwandelte sich die Stimmung schlagartig. Jeder wollte die überglückliche Siegerin, die sich bereits am Sonntagmorgen den Titel der Sektkönigin durch Herunterschießen der Krone sicherte, in den Arm nehmen und drücken. Doch Brigitta Schröder telefonierte zuerst mit ihrer Mutter, um ihr vom Erfolg zu berichten. Danach jedoch ließ sich die Hauswirtschaftsleiterin gebührend feiern. Klaus-Dieter Utke und Luciano Simeone trugen die neue Schützenkönigin feierlich zur Proklamation.
Dabei hatte der Morgen ganz und gar nicht erfreulich für Brigitta Schröder angefangen. Schuld daran waren Rita Alisch, Udo Ottensmeyer und Roman End, die als Schützengericht deftige Strafen wegen grober Regelverstöße verhängten. Dabei ließ die große Strafkammer des Melbergener Schützenvereins keine Gnade walten, auch wenn Rita Alisch als Verteidigerin meist versuchte, das Beste für den Sünder herauszuholen. Für Brigitta Schröder, die als Fahnenoffizierin fungiert, konnte jedoch selbst sie nichts mehr tun. Damit war es amtlich, und die 59-Jährige muss wegen vergessener Vereinsflagge 20 Liter Bier ausgeben. Weitaus härter traf es da schon den abgedankten Schützenkönig, Klaus-Dieter Utke. Mit seinen weiß gepunkteten Socken hat er grob gegen die Kleiderordnung, die nur schwarze Strümpfe zur Uniform gestattet, verstoßen. »Damit wollte ich doch nur ein bisschen mit der Mode gehen«, versuchte sich Utke - allerdings vergeblich - rauszureden. Das Urteil von Richter Roman End: »30 Liter Bier und keinen weniger.« Zusammengetragen wurden die Verstöße über das Jahr hinweg von Spieß Wolfgang Heuer.
Beim traditionellen Bierkönigschießen am vergangenen Freitag holte sich Ingo Müller den Titel. Damit war er für die Bezahlung der Getränke des sonntäglichen Frühschoppens zuständig.

Artikel vom 01.08.2005