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»Zu Beginn ein
mulmiges Gefühl«

Der Spenger Dieter Balke (62) trainiert Ju-Jutsu

Von Lars Rohrandt (Text und Fotos)
Spenge (SN). Als seine drei Enkelkinder nach einem Probetraining meinten, Ju-Jutsu sei cool, machte es bei Dieter Balke Klick. Der 62-Jährige entschied sich nach 20-jähriger Pause, wieder mit dieser Selbstverteidigungskunst anzufangen, und stieg beim SV Ahle ein.

»Plötzlich habe ich mir wieder zugetraut, diesen Sport auszuüben«, erzählt der pensonierte Kriminalhauptkommissar aus Hücker-Aschen, der mehr als 20 Jahre lang Dienst in Bünde tat.
Beim SV Schwarz-Weiß Ahle schaute sich Dieter Balke mehrmals das Training an. »Mit etwas mulmigem Gefühl habe ich dann einige Übungsstunden absolviert.« Aller Anfang, auch wenn er ein Wiedereinstieg ist, ist schwer: Ein heftiger Muskelkater ließ den 62-Jährigen zu Beginn seinen Körper spüren. Doch diese Folgen verschwanden mit der Zeit.
»Mittlerweile absolviere ich das komplette Trainigsprogramm.« Zwei Mal die Woche, jeweils eineinhalb Stunden. So manch ein Traingspartner könnte sein Enkelkind sein: »Da sind 20-Jährige dabei, die toppfit und talentiert sind.« Die Jungen haben den Alten aber aufgenommen. »Ich fühle mich hier wohl.« Das Niveau sei hoch, die Kameradschaft gut. »Mark und Ralf Kettler machen ein ausgezeichnetes Training«, lobt Dieter Balke die Lehrer der Ju-Jutsu-Abteilung des SV Ahle.
Kontakt zum Ju-Jutsu hatte der vierfache Familienvater erstmals in den sechziger Jahren - im Fach Selbstverteidigung bei der Hamburger Polizei. »In den Siebzigern war dann Tae-Kwon-Do angesagt. Die verherrenden Tritte bei den Sprungtechniken waren das Non-plus-Ultra.« Bis zum 45. Lebensjahr blieb Dieter Balke den fernöstlichen Sportarten treu, ehe die Zeit zu knapp wurde.
Bevor es aber beim SV Ahle los ging, machte sich der 62-Jährige in Bielefeld »heimlich« fit und trainierte die japanische Kampfkunst Aikido. »Dort holte ich mir die Sicherheit im Rollen und Fallen zurück.« Neben dem Vereinstraining übt er im heimischen Garten, um Abläufe zu automatisieren. Stoß- und Schlagtechniken sowie Fallschule stehen in Sichtweite der Terrasse auf dem Programm. »Durch das regelmäßige intensive Training geht es mir richtig gut.«
»Körpergefühl, Koordinationsvermögen und diszipliniertes Denken -Ê Ju-Jutsu schafft Selbstvertrauen in die eigene Leistung«, meint der ehemalige Bünder Kommissar. Für seine Enkelkinder hofft er, dass sie die erforderliche Gelassenheit zur Selbstverteidigung finden. »Es geht darum, sich mit Stolz und Würde einem Kampf entziehen zu können, anstatt ihn gewinnen zu wollen.«
Allein mit Souveränität im Auftreten könne man einen Gegner beeindrucken. »Dies sind keine hohlen Sätze. Diese Erfahrungen habe ich in Einsätzen der Hamburger Polizei in den einschlägigen Rotlichtvierteln gemacht«, sagt der 62-Jährige.
Die ersten Gurte erlangte Dieter Balke noch bei der Polizei. Nun will er sich auf die Prüfungen für den Grün- und Blaugurt vorbereiten. »Dazu muss meine Bodentechnik besser werden.« Wie lange es noch weiter gehen soll? »Solange es die Gesundheit zulässt.«

Artikel vom 01.08.2005