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Bekannte Wiedenbrücker
liehen Aposteln ihr Gesicht

Kunstwerk des Monats: Abendmahl von Heinrich Repke

Rheda-Wiedenbrück (pbm). Eines der letzten noch aktiven Ateliers der Wiedenbrücker Schule besuchte jetzt Bürgermeister Bernd Jostkleigrewe. Im Atelier Repke begrüßten ihn Willi Repke senior und junior und führten ihn durch die umfangreiche Kunstsammlung der Familie.

Gemälde, Skizzen, Stiche und viele weitere Kunstwerke aus der Hand der Repkes sowie befreundeter Künstler machen den Besuch in diesem Haus lohnenswert. »Das ist ja fast ein kompletter Querschnitt der Wiedenbrücker Schule,« staunte Jostkleigrewe.
Willi Repke senior und junior begrüßten ausdrücklich das von Jostkleigrewe angestoßene Museumsprojekt. Die Altarwerkstatt an der Rietberger Straße könne der künstlerischen Tradition der Stadt einen angemessenen Rahmen bieten.
Die künstlerische Tradition der Familie nahm ihren Anfang bei Heinrich Repke, der als Kirchenmaler große Bekanntheit erreichte. 1877 in Werne geboren, kam er 1891 nach Wiedenbrück und begann seine Ausbildung bei Kirchenmaler Georg Goldkuhle. Nach Studium (Düsseldorf), Militärdienst und Studienreisen machte er sich 1907 mit einem Atelier in Wiedenbrück selbständig. Viele Kirchen in Westfalen, aber auch in den Niederlanden, den USA oder Brasilien erhielten durch seine Gemälde ihre Ausprägung. Insbesondere Kreuzwege und Altäre wurden von Repke und seinen zeitweise 20 Mitarbeitern gefertigt. Zu diesen Mitarbeitern zählten neben seinem Sohn auch die ebenfalls sehr erfolgreich gewordenen Maler Fritz Burmann und Hans Schmitz. Wie viele andere Künstler veränderte auch Repke nach dem Zweiten Weltkrieg seinen Schwerpunkt und malte vor allem weltliche Motive. 1962 starb er.
Willi Repke senior trat in die Fußstapfen seines Vaters und beschäftigte sich vorwiegend mit der Ölmalerei. Portraits, Stilleben und Landschaften gehören zu seinem Oeuvre, das von seiner Vorliebe für den Impressionismus geprägt ist. Sakrale Motive gehören ebenfalls dazu. Ein Beispiel ist das Bild der Mutter Theresa, das sich im Aegidiushaus findet. Auch zahlreiche Werke seines Vaters sind inzwischen von ihm restauriert worden. Willi Repke Junior ist im Hauptberuf Lehrer, hat sich jedoch inzwischen auch als Glaskünstler einen Namen gemacht. Mit Fusing und Aquarellglas fertigt er im Atelier der Familie hochwertige Kunstwerke.
Heinrich Repkes Vorliebe gehörte den religiösen Bildern. Besonders am Herzen lagen ihm dabei zwei wichtige Werke: Die Kreuzigungsszene, die er für die Christophoruskirche seiner Vaterstadt malte, und das letzte Abendmahl, das noch heute in seinem Haus hängt. Beide Ölbilder gehören zur klassischen Malerei und sind sehr aufwendig und detailgetreu gestaltet. Wie auch das Bild in Werne ist das Abendmahl durch tiefe Religiosität geprägt und im traditionellen Stil der alten Meister gehalten. Dass die Bilder nicht aus dem 16. Oder 17. Jahrhundert stammen erkennt der kundige Betrachter an den Personen, die auf den Bildern zu sehen sind. Ihnen haben Freunde des Malers ihr Gesicht geliehen. So finden sich unter den Aposteln bekannte Wiedenbrücker Namen wie Hanhardt, Höner, Wonnemann oder auch Hans Schmitz. Der Künstler selbst hat sich ebenfalls im Abendmahl verewigt. Von ihm sieht der Betrachter nur den Hinterkopf. Wer die Vorlage für den Judas geliefert hat, verrät Repke allerdings nicht.

Artikel vom 30.07.2005