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Hightech und BWL statt Bauernhofromantik

WDR 2-Arena auf Gut Oberbehme informiert über Ausbildungsmöglichkeiten in der Landwirtschaft

Kirchlengern-Oberbehme (som). Viel Betrieb gab es am Donnerstagabend auf dem Gut Oberbehme in Kirchlengern: WDR Mitarbeiter bauten Bühnen auf, überprüften die Tontechnik, rückten die Kameras in Position und gingen ein letztes Mal das Skript durch. Nichts sollte schief gehen bei der Übertragung der WDR 2 Arena zum Thema »Ausbildung auf dem Land«. Schließlich sendete nicht nur WDR 2 für zwei Stunden sein komplettes Programm live aus Kirchlengern, auch das WDR Fernsehen schloss sich der Sendung in der Lokalzeit Ostwestfalen-Lippe an.

Die Sendung war Teil der von Redakteuren ins Leben gerufenen Lehrstellenaktion des WDR 2, die dieses Jahr in die zehnte Runde geht und es sich zum Ziel gesetzt hat, mehr Jugendliche in die Ausbildung zu bekommen und ihnen so Perspektiven für eine berufliche Zukunft zu vermitteln. »Wir wollen auch darauf aufmerksam machen, dass es jenseits der bekannten, typischen Ausbildungsberufe noch weitere Berufsfelder mit Möglichkeiten für eine berufliche Zukunft gibt«, erklärt Heino Streier, Redakteur des WDR.
Und so versuche man mit Reportagen über ausbildende Betriebe, Porträts von Azubis in unterschiedlichen Ausbildungen und nicht zuletzt Veranstaltungen wie dieser Arena in Kirchlengern, den Jugendlichen verschiedene Möglichkeiten der Ausbildung aufzuzeigen.« Und welcher Ort bietet sich besser an, um über die Ausbildung in der Landwirtschaft zu informieren, als das Gut Oberbehme in Kirchlengern, dessen Besitzer Carl-Mauritz von Laer selbst einen landwirtschaftlichen Großbetrieb führt und dort junge Menschen ausbildet.
So wurden am Donnerstagabend auf der Bühne im Gut Oberbehme nicht nur Ausbilder und Fachschullehrer, sondern auch Auszubildende selbst von WDR 2-Moderator Michael Brocker interviewt. Dass ihnen die Ausbildung gefällt, darin waren sich alle Azubis einig: »Ich mag vor allem die Abwechslung in der Ausbildung, denn man lernt hier quasi jeden Tag etwas ganz Neues«, erzählt Sebastian Altrogge, Auszubildender auf dem Gut Oberbehme.
Auch mit gängigen Vorurteilen wird im Laufe der Sendung aufgeräumt. »Mit Bauernhofromantik hat die heutige Landwirtschaft wenig zu tun«, so Carl-Mauritz von Laer, »der Einsatz von modernster Technik sowie die Umsetzung von Kenntnissen in der Betriebswirtschaft spielen vom ersten Tag an eine wichtige Rolle in der Ausbildung.« Eine Ansicht, die Hinrich Drangmeister, Leiter der Fachschule für Agrarwirtschaft in Herford, nur bestätigen kann: »Die Auszubildenden lernen bei uns neben Tierhaltung und Pflanzenbau auch Deutsch, Englisch und Politik.« Der Einsatz von Laptops und Notebooks gehört in der Fachschule zum Alltag wie bei sonst kaum einer anderen Schule in Deutschland.
Die künftigen Leiter von landwirtschaftlichen Betrieben müssen nach der dreijährigen Lehre ein Praxisjahr machen und anschließend mindestens zwei Jahre an einer landwirtschaftlichen Fachschule eine Betriebsleiterausbildung absolvieren. Und der Bedarf an guten Landwirten ist groß: Gesucht werden vor allem Nachwuchskräfte, die kompetent und vielseitig sowie dazu bereit sind, sich in neue viele Bereiche einzuarbeiten.
Viele Azubis in der Landwirtschaft, so auch Sebastian Altrogge und Andreas Schlüter, die in Kirchlengern über ihre Ausbildung erzählten, stammen selbst aus einer Familie mit einem landwirtschaftlichen Betrieb. Doch Voraussetzung ist dies nicht, und so hat die WDR 2-Arena vielleicht bei dem ein oder anderen das Interesse an einer vielseitigen und interessanten Ausbildungsstellen auf dem Land geweckt.
Wer mehr wissen will oder sich allgemein über das Thema Ausbildung und zu besetzende Lehrstellen informieren möchte, kann dies im Internet unter www.wdr2.de tun. Die Aktion präsentiert sich in diesem Jahr zum ersten Mal im Internet und bietet neben vielen hilfreichen Infos auch eine Plattform, auf der zukünftige Azubis und potentielle Ausbilder miteinander Kontakt aufnehmen können. 3 600 Jugendliche haben sich im Internet schon angemeldet, etwa 1000 Betriebe meldeten bis jetzt 1 600 freie Ausbildungsstellen, von denen viele hundert schon vermittelt werden konnten.

Artikel vom 30.07.2005