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Trotz Waskes Aus Sieg im Hitze-Krimi

Tennis-Bundesliga: Haller 5:4-Erfolg bei Aufsteiger Piding nach dramatischem Spielverlauf

Von Gunnar Feicht (Text)
und Stephan Arend (Foto)
Halle (WB). Das Drama um Alexander Waske schien TC Blau-Weiß Halle in der Hitzeschlacht von Piding schon einen dicken Strich durch die Meisterschaftshoffnungen zu machen. Aber nach dem Umzug in die Halle riss das französische Doppel Haehnel/Bachelot Freitag Abend doch noch den Sieg aus dem Feuer: Der Tennis-Bundesligist wahrt mit dem 5:4 beim oberbayrischen Neuling TC Piding alle Titelchancen.


»Bis kurz vor Schluss ist heute alles schief gelaufen, was nur möglich ist. Aber im Tie-Break des letzten Doppels haben wir endlich das nötige Quäntchen Glück gehabt.« Teamchef Thorsten Liebich fielen Mühlsteine vom Herzen. Und vielleicht ist der hauchdünne Zittersieg am Ende viel wertvoller als ein klares 7:2: »Alle haben beim letzten Doppel mitgefiebert. Da wächst ein richtiger Teamgeist zusammen«, hat Liebich festgestellt. Als Matchwinner erwiesen sich schließlich der stark verbesserte Jerome Haehnel und Ruben Ramirez-Hidalgo.
Mannschaftsweltmeister Waske, vergangene Saison für Blau-Weiß Sundern in allen Bundesliga-Einzeln und -Doppeln erfolgreich, wurde bei 37 Grad Hitze hingegen zur tragischen Figur: Im Duell der knallharten Aufschläge mit Christopher Kas hatte Waske den dritten Satz mit einem Break eröffnet, führte bei eigenem Aufschlag 15:0, als er beim nächsten Service plötzlich zusammenbrach. Krämpfe in beiden Waden und Oberschenkeln - die Beine versagten nach fast zwei Stunden höchster Anstrengung im Glutofen ihren Dienst.
Der 30-Jährige musste trotz längerer Behandlungspause aufgeben, konnte auch für seine Domäne - das Doppel - nicht mehr fit gemacht werden. »Er hat versucht zu laufen, ist wieder zusammengeklappt. Es ging einfach nicht. Dadurch sind uns zwei fest eingeplante Punkte entgangen«, so Teamchef Thorsten Liebich. Besonders bitter war Waskes Aus auch deshalb, weil der Schiedsrichter im Tie-Break des zweiten Durchgangs bei Matchball einen klaren Aus-Ball seines Gegners gut gegeben und damit das reguläre Ende des Matches mit Punkt für Halle verhindert hatte.
Damit nahm die Partie beim Aufsteiger nach Haller 2:0-Führung eine dramatische Wende. Weil Piding neben Stefan Koubek auch auf den zweiten Spitzenspieler Andreas Seppi verzichten musste, sprach eigentlich alles für die favorisierten Gäste. Jerome Haehnel (deutliche Steigerung gegenüber dem Auftakt in Nürnberg) und Werner Eschauer (solide Vorstellung gegen den Slowaken Hromec) gewannen die beiden ersten Einzel. Doch Waskes Pech schien die Teamkollegen zu schocken. Debütant Oscar Hernandez spielte bei seinem Debüt als Nr. 1 nach einer Verletzungspause zwar beschwerdefrei, aber längst noch nicht in Bestform und unterlag dem Österreicher Oliver Marach glatt. »Marach hat seit einigen Monaten einen Lauf. Ein Punkt aus beiden Matches an 1 und 2 war für uns noch okay«, trug Thorsten Liebich den 2:2-Ausgleich zunächst mit Fassung.
Härter traf Halle das gloriose Comeback von David Prinosil auf der Gegenseite: Der Gerry Weber Open-Sieger von 2000, der seit einem Jahr keine Turniere mehr spielt, scheint als Trainer nichts von seiner Klasse verloren zu haben. Nach 2:5-Rückstand im ersten Satz steigerte sich Pidings Routinier gegen den zunehmend entnervten Olivier Patience regelrecht in einen Rausch. »Über weite Strecken saß bei dem jeder Aufschlag, jeder Return - es kam überhaupt kein Ballwechsel mehr zustande«, ahnte Thorsten Liebich nichts Gutes. Anfang des dritten Satzes brauchte Prinosil Glück, als er drei Breakbälle abwehren musste, dann ließ sich der 31-Jährige nicht mehr aufhalten und brachte den Neuling 3:2 in Führung. Ruben Ramirez-Hidalgo glich mit einer starken Vorstellung wenigstens zum 3:3 aus. Halle sah sich ohne Waske von da an fast schon in die Außenseiterrolle gedrängt. Doch das konnte letztlich nur Pidings eingespieltes Duo Petzschner/Kas, gemeinsam Sieger einiger Challenger-Turniere, nutzen.

Artikel vom 30.07.2005