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Auf dem Rücken von
Riesenschnauzer Arri
hat alles angefangen

Melanie Sandig gewinnt ihre zweite S-Dressur

Von Wolfgang Sprentzel (Text und Fotos)
Oberbauerschaft/Bad Oeynhausen/Exter (WB). Wir schreiben das Jahr 1981. Es ist Sommer. Und Kurt J. Sandig ist mit der Familie zu Besuch in der Verwandtschaft. Und plötzlich glaubt er seinen Augen nicht zu trauen. Töchterchen Melanie, geradê einmal drei Jahre alt, reitet über den Hof: auf dem der Tante gehörenden schwarzen Riesenschnauzer namens »Arri«.

Niemand konnte zu diesem Zeitpunkt daran denken, dass der Reitsport einmal den Lebensinhalt des dreijährigen Mädchens darstellen würde. Heute lächelt die jetzt 37-Jährige über ihren ersten »Reitversuch«. Schließlich ist sie in der Zwischenzeit eine gestandene Dressurreiterin geworden, die auf beachtliche Erfolge verweisen kann. Ihr größter in diesem Jahr: am vergangenen Wochenende gewann sie beim großen Reit- und Springturnier des RV von Bismarck Exter mit ihrer achtjährigen Fuchsstute »Rafalca« (Argentinus/Rubinstein) die zweite S-Dressurprüfung ihres Lebens. Gemeinsam mit Uwe Düker vom RV Hille holte sie 820 Punkte - und verwies damit ihre Trainerin Brigitte Wittig mit PC Max und 809 Punkten auf den dritten Rang.
Zweimal in der Woche fährt die 37-jährige Industriekauffrau den etwa eineinhalbstündigen Weg von Exter (Rafalca steht auf dem Hof Rabbermann) nach Rahden, um sich dort in erster Linie von Brigitte Wittig, bisweilen auch von Wolfram Wittig, aus- und weiterbilden zu lassen.«
Klar, ist das ein großer Zeitaufwand. Aber einer, der sich bisher gelohnt hat. Schließlich steigerte Melanie Sandig ihr reiterliches Können erheblich. Melanie Sandig: »Vor zwei Jahren ritt ich noch auf L-Niveau, war froh, wenn ich dort gewann, wenn ich dort platziert war.« Dank der Wittigs reitet sie jetzt S, ist im Prix St. Georges und im Intermediare I zu Hause. Und hat sich hier als Ziel gesetzt, das Goldene Reitabzeichen zu erlangen. Erforderlich hierfür sind zehn S-Siege. Zwei hat sie bisher erreicht. Den in Exter und den im Oktober des vergangenen Jahres in Warendorf.
Dass sie das Zeug dazu hat, davon sind ihre Trainerin und Melanie Sandig selbst überzeugt. Schließlich ist der Sieg von Exter ja keine Eintagsfliege. In den letzten zwölf Monaten konnte das Duo Melanie Sandig/Rafalca schließlich bereits 18-mal bei verschiedenen S-Dressur-Prüfungen die Plätze von eins bis fünf belegen. Die Amazone: »Und gleich dreimal habe ich in der letzten Zeit nur mit einem Punkt Rückstand auf den Sieger nur den zweiten Platz belegt!«
Apropos Rafalca. Die dreijährige Stute ist ein absolutes Verlasspferd. Ruhig, ausgeglichen, sehr willig und vor allem sehr lernbegierig. Als Dreijährige trat sie in das Leben der Vollblut-Amateurin. Seitdem ist von Freizeit oder gar anderen Hobbys überhaupt keine Rede mehr. Zeit bleibt da nur noch für den Beruf und den Haushalt (Melanie Sandig lebt mit ihrem Lebensgefährten Uwe Bökelheide in Bad Oeynhausen). »Ich komme nicht einmal dazu, ein Buch zu lesen!« Mit der jeden Tag trainierten Rafalca ging es stetig bergauf. Nur fünfjährig hatte die Stute bereits fast alle Nachwuchsprüfungen in A und L gewonnen. Mit sechs Jahren war Rafalca für das Bundeschampionat in Warendorf qualifiziert, in diesem Jahr behaupteten sich Sandig/Rafalca in der Qualifikationsprüfung zum Nürnberger Burgpokal in Balve: Rang vier.
Doch die Dressurreiterin, die im Jahr 2001 den Weg vom RV Bad Oeynhausen (dort lernte sie unter Altmeister Jochen Töpfer das ABC des Reitsports mit Dressur, Springen und Vielseitigkeit) zum RV Herzog Wittekind Oberbauerschaft fand, sitzt bisweilen auch noch in anderen Sätteln. Beispielsweise in dem von »Michelangelo«, die Nummer eins unter den Trakehner-Deckhengsten Deutschlands. Vor zwei Jahren wurde Melanie Sandig von den Eigentümern des Trakehner-Gestüts »Webelsgrund« in Springe am Deister, Harald und Birgi Erdsiek, erstmals dazu verpflichtet, den Hengst auf Schauvorführungen zu präsentieren. Und seitdem wird die Badestädterin regelmäßig zu derartigen Demonstratiinen gerufen.
Und inzwischen ist sie dabei, das nächste Pferd in den großen Sport zu bringen, den fünfjährigenn »White Dream« (Weltmeier/Hillhock). Auch mit ihm sollen Schleifen gesammelt werden und den bisher 550 Platzierungen von A bis S hinzugefügt werden.
Und vielleicht kommen an diesem Wochenende und in 14 Tagen schon wieder die nächsten hinzu. Melanie Sandig hat mit Rafalca für das letzte Juli-Wochenende in Bissendorf für den Prix St. Georges und eine weitere S-Dressur genannt; in Sachsen-Anhalt geht sie bei einem Prix St. Georges und einem Intermediare I bei einem Turnier in der Nähe von Hallensleben an den Start.
Übrigens: beim Dressur Special in Bad Salzuflen, das große Turnier, bei dem alles startet, was in der deutschen Dressurszene Rang und Namen hat, war sie bisher noch nicht dabei: »Ich hatte bisher immer Respekt davor, fühlte mich noch nicht reif dafür.« Doch Trainerin Brigitte Wittig sieht das ganz anders, hat ihr zu verstehen gegeben, dass sie sehr wohl melden könne. »Vielleicht bin ich im Mai 2006 dabei!«

Artikel vom 30.07.2005