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Land der Neidhammel und Jammerlappen

Rege Diskussion zu den kulinarischen Gondeln in Paderborn


Die »kulinarischen Gondeln« von Paderborn lösen auch überregional eine rege Diskussion aus. Die meisten Leser verteidigen allerdings die Idee des Paderborner Gastronomen.
Während eines Geschäftstermins in Paderborn konnte ich zufällig in Ihrer Zeitung lesen und ich habe meinen Augen nicht getraut. Da scheint die jahrelange Diskussion in Deutschland zur Überwindung der Wirtschaftskrise durch innovative, risikofreudige Unternehmer, die Arbeitsplätze schaffen und Steuern zahlen sollen, an einer Reihe von kleingeistigen »Gutmenschen« in Paderborn völlig vorbeigegangen zu sein. Da hat offensichtlich sogar noch junger Unternehmer eine brillante Idee und setzt sie mit Tatkraft und vollem Risiko (es hätte bei Ausfall der Veranstaltung - Unwetter - den vollen Betrag an seine Gäste zurückgezahlt und wäre auf allen Kosten sitzen geblieben) um und wird sofort von typisch deutschen Neidern und Nörgeln angegriffen, obwohl er nur das umgesetzt hat, was alle Parteien im Bundestag von den Unternehmern fordern. Er hat kurzfristig Arbeitsplätze geschaffen, zusätzliche Steuern und Sozialabgaben gezahlt und Gewinn gemacht. Der Preis pro Person von 137,50 Euro (das geben heutige Kids schon mal für eine Eitrittskarte in ein Popkonzert aus) erscheint mir für den logistischen Aufwand und für eine Sterne-Küche angemessen. Es wurden also bei geschätzten 40 Gondeln a 550 Euro an diesem Abend 22 000 Euro eingenommen. Davon bekommt der Staat über 3000 Euro Mehrwertsteuer, die Stadt Gewerbesteuer, es müssen Lohnsteuer und Sozialabgaben und vom Gewinn noch Einkommensteuer gezahlt werden. Genau aus diesen Töpfen, in die der kreative Unternehmer etwa 5000 Euro durch seine brillante Idee zusätzlich hereinbringt, werden in Deutschland und in der Dritten Welt sozial Schwache und Hungernde bezahlt - und nicht von Neidern und Bedenkenträgern, die vermutlich das ganze Jahr nicht soviel wie der Unternehmer an einem Tag in die Kassen zahlen. Aber auch die Gäste haben das Geld für den Eintritt meist hart erarbeitet und versteuert. Bei niedrig geschätztem Einkommensteuertarif von 35 Prozent haben sie schon vorher fast 7000 Euro an den Staat abgeführt, bevor sie sich das abendliche Vergnügen gegönnt haben. Mann kann es doch keinem Unternehmer mehr verdenken, wenn er diesem Land der Neidhammel und Jammerlappen den Rücken kehrt. Diesem Paderborner Unternehmer müsste Applaus von allen Seiten entgegenbranden, denn er hat sich volkswirtschaftlich vorbildlich verhalten und zieht, wie mir ein Geschäftsfreund erzählte, Gäste aus ganz OWL und damit Geld nach Paderborn. Die Stadtoberen sollten sich bei ihm für die kleinkarierten Bürger entschuldigen und seine Tatkraft durch ihre Restaurantbesuche bei ihm honorieren.
MICHAEL ROSTECKKramerstraße 11Lemgo

Artikel vom 28.07.2005