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Große Verantwortung für Trainer

(Nicht nur) im Fußball wichtig: eine ideale Saisonvorbereitung

Höxter (hab). Jeder Fußballer kennt die unbeliebte Vorbereitungszeit und ihre Tücken. Hier ein Ziehen, da ein Stechen. Doch wie kann man Verletzungen vorbeugen oder auch behandeln? WESTFALEN-BLATT-Mitarbeiter Boris Hartmann sprach mit den beiden Physiotherapeuten Frank Kleibrink (Brakel) und Peter Böhmer (Höxter).
»Zu jeder Vorbereitung oder Einstieg in eine Sportart wie auch beim Fußball ist Vorsicht geboten«, so Frank Kleibrink, Fachdozent für Physiotherapie aus Brakel. »Falscher Ehrgeiz ist wenig angebracht und der Kicker sollte eine Schmerzgrenze am Anfang der Vorbereitung nicht überschreiten.« Somit sei ein langsamer Einstieg in das Trainingsprogramm zu empfehlen.
»Besonders wichtig ist das Aufwärmprogramm«, sagt Physiotherapeut Peter Böhmer, der in seiner Praxis unter anderem Spieler des SV Höxter, SV Fürstenau/Bödexen oder des SV Brenkhausen/Bosseborn betreut. »Die Aufwärmphase ist ein großer Bestandteil zur Vermeidung von Verletzungen«.
»Typische Verletzungen in der Vorbereitung sind Zerrungen, Muskelfaserrisse oder gar Muskelrisse. Während Zerrungen ein klassisches Indiz für mangelndes Aufwärmen sind, so sind Muskelfaserrisse typische Anzeichen einer Überbelastung. Schmerzlindernd bei einer Zerrung ist sicherlich der Griff zum Kühlbeutel, der eine Schwellung oder auch eine Entzündungsreaktion abschwächt. Jedoch wird der so wichtige Heilungsprozess durch das Kühlen verlangsamt«, führt der Therapeut der Praxis »Persson Markus« in Brakel weiter aus. »Außerdem ist sicher ein Druckverband, ein hilfreiches Mittel zur Linderung einer Zerrung.«
»Bei einem Muskelfaserriss oder einem Muskelriss, die schließlich Zeichen einer Überbelastung sind, helfen vor allem Massagen«, sagt der Höxteraner. »Ein Zeichen eines Muskelfaser- bzw. Muskelrisses ist der plötzliche Kraftverlust des Muskels«.
Außerdem ein Indiz für den so genannten »falschen Ehrgeiz« ist der Muskelkater und der Krampf. Der Muskelkater sei nicht zu unterschätzen, da im Muskel eine so genannte Mikroverletzung entstanden sei. »Hilfreich im Kampf gegen den Muskelkater sind vor allem lockeres Training, der Besuch einer Sauna oder ein heißes Bad«.
»Wichtiger Bestandteil einer guten Vorbereitung ist die Ernährung«, sind sich die beiden Experten einig. Kohlenhydrate, der Treibstoff des Muskels, seien für die Ausdauerleistung sehr wichtig. Auch Fette seien Energiereserven, die allerdings nicht im Übermaß angelegt werden sollten, so der Brakeler. Magnesium und Calcium, die es als Nahrungsergänzungsmittel in den Supermärkten gibt, seien wichtige Spurenelemente für die Muskulatur und äußerst hilfreich zur Vermeidung eben genannter Verletzungen.
Auf dem Trainingsplan der Fußballteams sollte neben den wichtigen Fertigkeiten mit dem Ball auch Ausdauer- und Schnellkrafttraining praktiziert werden. »Besonders das Schnellkrafttraining verbessert kurze, explosive Sprints oder auch den Tritt hinter den Ball«.
Als kleiner Geheimtipp sollten auch andere Sportarten auf dem Trainingsprogramm stehen. So ist Schwimmen, wie es bereits der SV Bredenborn praktizierte, Fahrradfahren oder auch Volleyball bieten sich an.
Zum Thema »Dehnen« äußern sich beide Therapeuten skeptisch. Denn aktuelle Studien würden beweisen, dass das Dehnen nicht immer sinnvoll und effektiv sei. »So ist die Wirkung des Dehnens zur Verletzungsvorbeugung äußerst umstritten«. »Sportler konnten ihre Leistungen durch Dehnung während des Aufwärmens nicht verbessern«.
»Die Trainer haben eine sehr große Verantwortung«, fasst Böhmer zusammen und hofft, dass sich die heimischen Übungsleiter der modernen Trainingsmethoden bedienen - um die Gesundheit der Fußballer zu schonen und damit bessere Leistungen erzielen zu können.

Artikel vom 05.08.2005