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Sebastianern geht
die Kontrolle zu weit

Getrübtes Verhältnis zum Bruderschafts-Bund

Rheda-Wiedenbrück (de). Ein ernstes Thema brachte der Major des St. Sebastian-Bürgerschützenvereins Wiedenbrück, Adolf Eustermann, in der jüngsten Generalversammlung im Jägerheim zur Sprache: Das Verhältnis zum Bund der Historischen Deutschen Schützenbruderschaften mit Sitz in Leverkusen.

Der Wiedenbrücker Schützenverein trat dieser Vereinigung nach dem Krieg im Jahr 1957 bei. Verbindungen gab es schon vorher. Der Beitritt geschah aber unter der Bedingung, dass in Wiedenbrück an der Vereinsspitze ein Oberst und ein Major stehen und nicht ein Brudermeister und ein geistlicher Präses. Die Wiedenbrücker Vereinsstatuten sollten ferner unangetastet bleiben. Jetzt hat der Bund ein neues EDV-Vereinsverwaltungsprogramm angeschafft, das für die Vereine weitreichende Folgen haben kann. Darum wollen die Sebastianer den neuen Meldungsvorschriften nicht folgen und abwarten. Ihr Schützenfest vom 6. bis 8. August soll unter den formalen Differenzen mit dem Bund nicht leiden.
Die Grenzen steckte Major Eustermann in der Zusammenkunft ab. Der der Wiedenbrücker Verein ist mit seinen Vorbehalten in guter Gesellschaft. Viele Schützenbruderschaften sind der Meinung, dass das neue Verwaltungsprogramm vom Bund auch darum eingeführt worden sei, um eine bessere Kontrolle über die Bruderschaften zu haben. Bisher wurde nur nach der Mitgliederstärke gefragt. Jetzt verlangt der Bund die namentliche Nennung der Mitglieder. 20 Einzeldaten, bis zum Ehestand, werden abgefragt. Die Bruderschaften reagierten offenbar zögerlich, den Forderungen des Bundes zu entsprechen. In der Bundesversammlung im März wurden ferner Verstöße gegen das Datenschutzgesetz gerügt. Major Eustermann wörtlich: »Ende Juni griff der Bund zur Keule und drohte allen Bruderschaften, die keine namentliche Nennung über das neue Programm vorgenommen haben, bei der Beantragung von Befürwortungen nach dem Waffengesetz keine Bestätigung der Zuverlässigkeit mehr auszustellen und verwehrt ab sofort den Mitgliedern, die Bezirkskönige sind, die Teilnahme am Bundeskönigsschießen. Ähnliche Beschlüsse sollen für das Bundesprinzen- und Schülerprinzenschießen gefasst werden«. Aus der Versammlung wurde die Forderung laut: »Einfach austreten aus dem Bund, dann sind wir wie früher, frei«.
In ihrer Ablehnung gegen den Bund wurden die Wiedenbrücker durch das Verhalten des Paderborner Bürgerschützenvereins (4100 Mitglieder) bestärkt. Dieser Verein ist, wie auch der Datenschutzbeauftragte des Bundes, der Auffassung, dass die umfangreiche Sammlung von Daten, wie sie der Bund gerne hätte, gegen das Datenschutzgestz verstößt. Darum wird dieser Verein vorläufig nicht mehr an den Bundesfesten teilnehmen und beim Bund keine Orden mehr beantragen. Die Reaktion des Vorstandes der Sebastianer formulierte Major Eustermann wie folgt: »Wir haben uns jedenfalls entschlossen, abzuwarten, wie sich die weitere Entwicklung gestaltet. Der Bezirk wurde von uns eingeschaltet. Wir haben unsere Mitgliederstärke wie bisher ohne namentliche Nennung abgegeben und werden zunächst in diesem Jahr auch keine Orden des Bundes bestellen, falls der Bund nicht doch noch kurzfristig einlenken sollte.« Der Beifall in der Schützenversammlung zeigte, dass die Mitglieder die Einstellung ihres Vorstandes mittragen.

Artikel vom 28.07.2005