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Balken um Balken: ein Hof im Umbruch

Bei Niederwahrenbrock nimmt das Hotelprojekt Formen an

Von Annemarie Bluhm-Weinhold
Steinhagen (WB). Gewaltiges tut sich hinter den 150 Jahre alten Mauern des Hofes Niederwahrenbrock - und genau genommen nicht nur dahinter. Denn auch die Fassade zeigt ein anderes Gesicht, seitdem die Zimmerleute Alexander Watt und Peter Ferber hier tätig sind.

Seit März ist der ehemalige Bauernhof an der Bahnhofstraße, den der Haller Unternehmer Arno General zur modernen Hotelanlage macht, im Umbruch. Die Zimmergesellen stecken nun mitten in der Restaurierung des Fachwerks. Eine aufwändige Arbeit: Mindestens ein dreiviertel Jahr dauert es wohl noch, bis die Zimmerleute ihr Handwerkszeug im zukünftigen Hotel »Brückhof« zusammenpacken können. Eine Arbeit, die aber auch Spaß macht: »Weil wir das Haus wieder so herstellen wollen wie es früher war. Und zwar auf dem alten Weg«, spricht Alexander Watt die traditionellen Handwerksmethoden mit Holznägeln und Zapfen, die die dicken Eichenbalken zusammenhalten, an.
Schön findet er, dass es Leute gibt wie seinen Chef Arno General, die ein solches Restaurierungs- und Bauprojekt in Angriff nehmen: »Das sind ja riesige Investitionen.« In der Tat weist das Hotel-Vorhaben ziemliche Dimensionen auf. Und so kann der Haller Unternehmer heute auch noch nicht sagen, wann denn die ersten Seminare im großen Konferenzraum unter dem Dach stattfinden, wann Reisende hier im Brückhof übernachten, wann die ersten Gäste im Restaurant Platz nehmen und Gesellschaften auf der großen Deele tanzen können. »Bei einem so großen Projekt können wir uns keinen engen zeitlichen Rahmen stecken«, sagt er.
Das Gebäude muss zunächst entkernt werden, die Gefache wurden aufgebrochen, schadhafte Balken ausgetauscht und wieder ausgemauert - allein an der Längsseite des Haupthauses zieht sich das Fachwerk über 26 Meter. Betonpfeiler auf der Deele sind durch schöne Holzständer zu ersetzen, Zwischendecken werden eingezogen, um Nischen zu schaffen, im Bereich, der später das Restaurant werden soll, sind dicke Bohlen für neue Fußböden eingesetzt worden . . . Und längst ist das Ende der Arbeiten noch nicht in Sicht - es bliebe noch Etliches aufzuzählen. Und dann gibt es auch noch die obere Etage, wo Seminarräume entstehen werden. Der größte liegt direkt unter dem Dach und verfügt über eine frei liegendes Balkenkonstruktion.
Am liebsten verbauen die Zimerleute altes Holz, das aus anderen alten Häusern herausgerissen worden ist. »Das ist trocken und arbeitet nicht mehr. Und es fügt sich gut ins gesamte Bild«, so Alexander Watt. Von 1856 stammt das Fachwerk des Hofes Niederwahrenbrock immerhin - so lautet jedenfalls die Jahreszahl im großen Torbogen.
Das lange Haupthaus mit seiner Festdeele, dem Restaurant und den Konferenzräumen ist das eine, das Kernstück der zukünftigen Hotelanlage: Um dieses herum fügt sich der ganze Komplex. Dazu zählt zunächst erst einmal der Küchentrakt, der zwischen Haupthaus und dem heutigen Stallgebäude entsteht. Anstelle des Kuhstalls entsteht das Hotel, das 43 Betten bieten wird. Das heutige Gebäude wird um einen Neubau verlängert. Restauriert ist bereits die alte Scheune, abgerissen wird ein weiteres Gebäude, in dem früher der Hofladen untergebracht war. Mehr als 16 000 Quadratmeter ist das gesamte Gelände der alten Hofstelle groß, die Arno General 2003 gekauft hatte.

Artikel vom 23.07.2005