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Bedürfnisse der
Kinder missachtet

Schutzbund kritisiert RTL-Serie »Super Nanny«

Herford (HK). Die Frauen-Union der CDU Herford informierte sich beim Herforder Kinderschutzbund über die Super-Nanny auf RTL. Dr. Gabriele Schlüter referierte über die Kritik ihres Bundes an der Reality-Serie »Die Super Nanny«.

Zu der Veranstaltung begrüßte die Vorsitzende der Frauen Union, Regina Schuller-Risken, die pädagogische Leiterin des Kinderschutzbundes, Dr. Gabriele Schlüter. Die Referentin ließ die Arbeit des Deutschen Kinderschutzbundes aufleben.
Die Sendung basiere auf dem »Triple P« - Erziehungsprogramm aus Australien. Die drei Ps stehen für »Positive Parenting Programm«, auf Deutsch: Positives Erziehungsprogramm. Laut Internetseite www.triplep.de basiert Triple P auf den folgenden fünf Prinzipien: Für eine sichere und interessante Umgebung sorgen; eine positive und anregende Lernatmosphäre schaffen; sich konsequent verhalten; nicht zu viel von sich und den Kindern erwarten; auch die eigenen Bedürfnisse beachten. »Auf die Bedürfnisse der Kinder wird in dem Erziehungsmodell, dass in der Sendung angewendet wird, überhaupt nicht eingegangen«, kritisiert Dr. Gabriele Schlüter.
In der Sendung gebe die Super-Nanny der Familie Anweisungen, bei denen jegliches Mitspracherecht fehle. Das Konzept laufe auf einen Machtkampf zwischen Kind und Eltern hinaus. Der Machtkampf würde mit Hilfe der Super-Nanny von den Eltern gewonnen. Die Super-Nanny arbeite nach dem Prinzip: Der Mensch muss an seine Umgebung angepasst werden, die Kinder müssen Rezepte, nicht Verantwortung übernehmen. Der Kinderschutzbund propagiere allerdings einen humanistischen Ansatz. Nach seiner Meinung kommt es auch auf die Selbstentfaltung des Kindes an. Die Eltern wiederum sollten ihr eigenes Erziehungsverhalten und ihre Partnerschaft reflektieren. Die Eltern haben ebenfalls Bedürfnisse, die die Kinder erkennen sollten. Entscheidend sei eine anleitende Erziehung und nicht nur das Erfüllen starrer Verhaltensregeln. Am meisten zu bemängeln sei allerdings, dass Rechte und Bedürfnisse der Kinder nicht im Vordergrund stehen, sondern Erziehungsautorität gefördert wird statt partnerschaftliches Miteinander.

Artikel vom 23.07.2005