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»Noch gut
drauf von der
Landtagswahl«

Parteien in Wahlkampfstimmung

Von Angelika Krückemeier
Vlotho (VZ). Der Bundestag ist aufgelöst. Am 18 September geht's an die Wahlurnen. Für Vlothos politische Parteien bedeutet das: wieder Wahlkampf, wieder Helfer finden, die Plakate kleben und Info-Stände besetzen, wieder Ausgaben, obwohl die Kassen nach sechs Wahlen in dreieinhalb Jahren ziemlich leer sind. Und doch sind alle hochmotiviert, das jedenfalls sagten sie gestern im Gespräch mit der VLOTHOER ZEITUNG.

Kalt erwischt von der Entscheidung des Bundespräsidenten, den Bundestag vorzeitig aufzulösen, wurden Vlothos Parteien nicht. Alle haben im Vorfeld des Köhler-Wortes ihre Wahlkampfstrategien festgelegt. Trotz Ferienzeit sind auch die handwerklichen Vorbereitungen angelaufen. »Viel Zeit bleibt uns ja nicht«, seufzt SPD-Stadtverbandschef Stefan Schwartze.
Während Teile der Orts-SPD den Überraschungscoup ihres Kanzlers noch nicht vollends verdaut haben, herrscht bei den Christdemokraten Hochstimmung. »Wir sind so unzufrieden mit der derzeitigen Situation in Deutschland, dass schon aus diesem Grund alle von uns im Wahlkampf mithelfen werden«, erklärt die stellvertretende Stadtverbandsvorsitzende Edith Sellmann. Hinzu komme, dass die NRW-Wahl Auftrieb gegeben habe und die Chance, auch die nun anstehende Wahl zu gewinnen, groß sei. Edith Sellmann: »Wir wollen dabei helfen, dass Reinhard Göhner diesmal direkt in den Bundestag gewählt wird.«
Was Reinhard Göhner für die CDU, ist Wolfgang Spanier für die SPD. »Es gibt uns Rückenwind, dass er wieder kandidiert. Für ihn wird sich die Vlothoer SPD noch mal ins Zeug legen«, stellt Stefan Schwartze fest. Der SPD-Stadtverbandsvorsitzende räumt ehrlich ein, dass nach der jüngsten Wahlschlappe auf Landesebene, vor allem aber nach den fast pausenlosen Wahlkämpfen in nur wenigen Jahren, bei vielen die Schmerzgrenze erreicht sei. Allein bei der (in Vlotho zusätzlichen) Bürgermeisterwahl sei er 1300 Stunden mit Wahlkampf befasst gewesen: »Das geht auf Dauer an die Substanz.«
Doch keine Frage: Vlothos SPD wird für den Wahlsieg am 18. September kämpfen. »Danach haben wir bis zur Europawahl 2009 eine große Ruhepause und endlich wieder Zeit für die politische Arbeit. Auch die Bürger können dann durchatmen«, tröstet Schwartze.
Wie bei der CDU, herrscht bei den Liberalen in der Weserstadt Aufbruchstimmung. »Wir sind noch gut drauf von der Landtagswahl«, sagt Parteichefin Marlene Ortmann. Die FDP zähle hinsichtlich der Mitgliederzahl zwar zu den kleinen Parteien, werde jedoch ohne Schwierigkeiten eine Wahlkampfmannschaft auf die Beine stellen. »Wir sind bereit, gemeinsam mit unserem Bundestagskandidaten Frank Schäffler einen guten Wahlkampf zu machen.« Die Liberalen seien sich einig darin, dass es trotz bester Aussichten keinen Anlass gebe, sich zurückzulehnen.
Bleibt die Grüne Liste Vlotho. Als Wählergemeinschaft auf kommunaler Ebene gehört sie nicht den Bündnisgrünen an, teilt aber deren Wertevorstellungen. August-Wilhelm König: »Und hier geht es um eine Richtungswahl, also ans Eingemachte. Deshalb steigen wir voll ein und werden auch eigene Wahlaussagen machen.« Nach dem NRW-Wahlfrust seien selbst die Grün-Kritischen in der GLV wieder hochmotiviert.
Ob die Vlothoer Parteien vor Ort von Politprominenz aus Berlin oder Düsseldorf unterstützt werden, ist ihrer eigenen Einschätzung nach eher fraglich. Sicher ist, dass plakatiert wird, Info-Stände eingerichtet und zusammen mit den jeweiligen Bundestagskandidaten Veranstaltungen im Ort (u.a. 950 Jahre Valdorf) besucht werden.
Eine Materialschlacht soll es nach Aussagen aller vier Parteien in Vlotho nicht geben. Edith Sellmann: »Nach den vielen Wahlen sind die Parteikassen ziemlich leer.«

Artikel vom 23.07.2005