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Spritverbrauch spielt immer größere Rolle

Steigende Kraftstoffpreise haben verstärkt Einfluss auf die Entscheidung beim Auto-Kauf

Von Oliver Horst (Text und Foto)
Versmold (WB). Die Preise an den Zapfsäulen in Versmold klettern von einem Rekordstand zum nächsten. Da sind deutliche Unmutsäußerungen von Kunden vorprogrammiert. »Gerade als die Preise zum Ferienbeginn gestiegen sind, waren viele Kunden schon spürbar verärgert«, sagt Oliver Quakernack vom Autohaus »Ford Hagemeier«, das an der Münsterstraße auch eine Aral-Tankstelle betreibt. Auswirkungen, das stellen Autohändler verstärkt fest, hat die Entwicklung der Spritpreise inzwischen auch auf den Autokauf.

»Der Kraftstoffverbrauch spielt schon seit zwei Jahren eine große Rolle bei der Kaufentscheidung«, sagt Maik Ludewig, Automobilverkäufer beim Skoda-Händler »Marca Automobile«. »In neun von zehn Beratungsgesprächen ist der Verbrauch ein Thema.« Vor allem im Kleinwagenbereich gebe es viele Kunden, die sich genau nach den Verbrauchswerten erkundigten, die nach einer EU-Vorschrift inzwischen auch auf den Preisschildern ausgewiesen werden müssen. In der Skoda-Flotte reiche der Kraftstoffverbrauch von knapp fünf Litern bis zu mehr als acht Litern auf 100 Kilometern. »Zurzeit kommen viele bei der Entscheidung zwischen Diesel- oder Benzinfahrzeug ins Grübeln.« Der Preisvorteil des Dieselkraftstoffs gegenüber Benzin ist in den vergangenen Monaten zusammengeschmolzen und macht Rechnungen mit einem spitzeren Bleistift denn je nötig.
»Ob ein Diesel- oder Benzinfahrzeug wirtschaftlicher ist, rechnen wir mit dem Kunden durch«, sagt auch Friedrich Pleitner, Inhaber des gleichnamigen Audi- und VW-Autohauses. »Die Frage nach dem Verbrauch stellt sich grundsätzlich im Kleinwagen- und Mittelklassebereich. Und auch in der Oberklasse sind die Kunden in diesem Punkt bewusster geworden«, sagt Pleitner. Der Drei-Liter-Lupo von Volkswagen, den der Konzern inzwischen nicht mehr baut, sei an seinem sehr hohen Anschaffungspreis gescheitert.
»Ob der Kauf eines Gebrauchtwagens für 5000 Euro oder die eines Neuwagens für 50 000 Euro -Êder Spritverbrauch ist grundsätzlich ein Thema«, sagt auch Hermann Moll, Verkäufer beim Autohaus Nagel & Sohn, das Fahrzeuge der Marken Mercedes und Renault vertreibt. »Mit zeitlicher Verzögerung reagieren alle Hersteller auf diese Entwicklung, indem der Flottenverbrauch gesenkt wird.« Habe vor sieben, acht Jahren ein Fahrzeug mit 100-PS-Motor noch knapp zehn Liter verbraucht, liege bei einem vergleichbaren Neuwagen dieser Wert heute bei acht Litern.
Das Kriterium Spritverbrauch sei am Ende zwar nicht immer das ausschlaggebende bei der Kaufentscheidung, habe aber ganz eindeutig an Bedeutung gewonnen, sagt Oliver Quakernack. »Auch die Hersteller tragen dieser Entwicklung Rechnung. Vor einigen Jahren wurden die günstigen Kleinwagen nicht immer mit den spritsparenden High-Tech-Motoren ausgerüstet. Das ist inzwischen schon anders.« Im Vergleich zum Vorjahr sei der Anteil der Diesel-Fahrzeuge, die bei Ford Hagemeier verkauft wurden, zurückgegangen. Die Kaufzurückhaltung macht Quakernack nicht nur an den Preisverschiebungen beim Kraftstoff fest, sondern auch »durch eine Verunsicherung der Verbraucher aufgrund der Diskussion um Rußpartikelfilter«. Ford habe etwa bei seinem neuen Mittelklassemodell Focus auf beide Aspekte Wert gelegt: »Der 109-PS-Diesel ist ab Werk mit Partikelfilter ausgerüstet und weist einen Durchschnittsverbrauch von nur 4,8 Litern auf 100 Kilometern auf.«
Insgesamt zeige die Entwicklung, dass die Fahrzeuge nicht zuletzt aufgrund der verbesserten Sicherheits- und Komfortausstattung immer schwerer geworden sind, der Verbrauch aber dennoch abgesenkt werden konnte. Letztlich, sagt Quakernack, bewegten sich aber sowohl Hersteller als auch Kunden im Spannungsfeld von Komfort, Sparsamkeit und Bezahlbarkeit.

Artikel vom 20.07.2005