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Hiddenhausen statt Mallorca

Waldfreibad ist für viele Menschen eine Alternative zum Urlaub im Süden

Von Mareike Zeck und
Mario Berger (Text und Fotos)
Hiddenhausen (HK). Waldfreibad in der Heimat statt Mallorcaurlaub: Warum immer gleich in die Ferne schweifen? Erst recht nicht, wenn das Hiddenhausener Bad eine attraktive Alternative darstellt. »Hier gibt es kein Gedränge um die besten Liegeplätze«, freut sich Besucherin Heike Weidenbrück.

Auch die Abstände zum Bade-Nachbarn seien im Vergleich zu manchem südeuropäischen Strand sehr großzügig. Überhaupt sei das Bad durch seine Beschaulichkeit ein idealer Urlaubsort, sagt die überzeugte Besucherin. Auch der moderate Eintrittspreis von zwei Euro sei ein starkes Argument. Zwar biete das Bad Platz für 850 Menschen, aber diese Besucherzahl sei in diesem Sommer noch nicht erreicht worden, berichtet Jörg Gerloff, Meister für Bäderbetriebe, .
»Im Juni sind 17 300 Besucher in das Waldfreibad gekommen«, weiß Angela Jeretzky, Abteilungsleiterin für Bäder bei den Herforder Stadtwerken. Ihnen ist das Freibad zugeordnet, nachdem die Gas- und Wasserversorgung Hiddenhausen in den Stadtwerken aufging.
Durchschnittlich 576 badelustige Menschen kamen demnach bisher pro Tag. In den frühen Morgenstunden, in denen es noch ruhig und nicht so warm ist, trifft man die Senioren. Pünktlich um 6.50 Uhr, wenn sich die Tore öffnen, treffen sich bis zu 30 Frühschwimmer. Mit den Senioren ziehen dann auch Berufstätige ihre Bahnen. Der Frühsport führte dazu, dass sich die Gruppe mittlerweile auch außerhalb des kühlen Nass zum Wandern oder Frühstücken trifft.
Nach den morgendlichen Besuchern kommen die Familien. »Das Waldfreibad ist unsere Alternative zum Sommerurlaub«, sagt Birgit Sundermeier (35) und sieht dabei ihren Mann, der neben ihr auf der Bank sitzt, fragend an. Der sieht nur kurz von seiner Zeitung auf und stimmt ihr wie selbstverständlich mit einem Nicken zu. Sundermeiers sind in den Schulferien jeden Vormittag hier zu finden. Zusammen mit der befreundeten Familie Weidenbrück verbringen sie die sonnigen Stunden auf der gemütlichen Liegewiese vor den Schwimmbecken. »Für uns ist es hier optimal. Wir wohnen nur wenige Minuten entfernt, es ist preiswert und unsere Kinder sind hier super aufgehoben,« ergänzt Heike Weidenbrück (36).
Aus diesen Gründen kommt auch die Behindertengruppe des Johannes Falk-Hauses. »Hier findet man behindertengerechte Bedingungen, man kann das Gelände gut einsehen und hat die Kinder immer im Auge«, sagt Elfi Mc Gregor (52), eine der drei Betreuerinnen, die die elfköpfige Gruppe begleiten. »Wir kommen immer wieder in dieses Freibad, weil Behinderte hier willkommen sind und es für uns alle eine nette Abwechslung ist«, bestätigt Arnd Rottschäfer (40), ebenfalls Betreuer.
Für die behinderten Kinder und Jugendlichen, etwa Björn Neubert, ist es weit mehr als nur eine Abwechslung. Wenn man ihn von seiner »Seepferdchenprüfung« reden hört, merkt man sofort, dass ein Ausflug ins Bad ein besonderes Vergnügen ist. Der Siebzehnjährige spricht von seinen Expeditionen in das tiefe Schwimmerbecken, wie von einem Abenteuer: »Wenn ich keinen Boden mehr unter den Füßen sehe, schlägt mein Herz doppelt so schnell«, sagt er.

Artikel vom 16.07.2005