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Solling »schlaucht« Serienfahrer

Fünfter Supercup des RSV Warburg: viel Lob für Veranstalter

Von Sylvia Rasche
Warburg (WB). »Eine tolle Veranstaltung. Da passt einfach alles.«Ê So ein Lob hört jeder Ausrichter gern. Vor allem, wenn es - wie beim fünften Warburger Supercup - von höchster Stelle kommt. Horst Zelenka-Schmidt, Koordinator für RTF und Supercup beim Bund Deutscher Radfahrer, war hoch zufrieden. Und auch die Fahrer zeigten sich von der neuen Strecke und der besonderen Atmosphäre in und um Warburg beeindruckt.

5.30 Uhr Stadthalle Warburg: Ingo Barthel (40) frühstückt mit seinen Eltern Gisela und Klaus vor dem Zelt. In 30 Minuten geht es los, dann startet der Sachse seinen zehnten Supercup-Marathon. Angst vor den 2800 Höhenmetern auf 240 Kilometern hat er nicht. »Ich komme aus dem Erzgebirge. So ein Höhenprofil ist mir daher nicht fremd«, sagt Barthel und muss sich beeilen. Vater Klaus (63) kann noch in Ruhe weiter frühstücken. Sein Start zur 74-Kilometer-RTF ist erst um 8 Uhr.
5.40 Stadthalle Warburg: Jetzt wird es eng. Horst Faust aus dem Landkreis Offenbach hilft seiner Vereinskollegin Ria Knorr. Kurz vor dem Start muss noch der Schlauch an ihrem Rad gewechselt werden, da das Ventil nicht richtig schließt und so immer wieder Luft verliert. »Das wird schon klappen, sonst fahren wir eben hinterher«, ist Knorr optimistisch.
6 Uhr Stadthalle Warburg: Bürgermeister Michael Stickeln gibt den Startschuss. 456 Fahrerinnen und Fahrer machen sich auf den Weg. 240 anspruchsvolle Kilometer liegen vor ihnen.
7.15 Uhr Kreisferienstraße bei Brakel: »Die Ersten sind gleich hier. Die fahren die Berge hoch wie bei der Tour de France.« Günter Kirchhoff kommt mit seinem Motorrad vorbei und ist schon jetzt von der Leistung der Supercupfahrer schwer beeindruckt. Gemeinsam mit seinem Sohn Jan-Jasper und Pascal Prix fährt er mit dem Motorrad der Rennrad-Gruppe voraus und prüft noch einmal, ob alle Wegweiser korrekt angebracht sind, damit sich niemand verfährt. Zwei Minuten nach dem Trio kommt die erste größere Rad-Gruppe aus Richtung Brakel, biegt links nach Bökendorf ab. Etwa 50 Kilometer und die erste Kontrollstelle in Neuenheerse liegen hinter ihnen.
9.20 Uhr Rathaus Bodenwerder: Die dritte Verpflegungsstelle nach gut 110 Kilometern. Die ersten Fahrer lassen sich nicht viel Zeit, füllen schnell ihre Getränkeflaschen auf, schnappen sich eine Banane, ein Stück Kuchen oder einen Müsliriegel und sind auch schon wieder verschwunden. Das Team des RSV Warburg hat alle Hände voll zu tun, unter ihnen auch Dr. Stephan Bambach, den das Westfalen-Blatt in einer mehrteiligen Serie in seiner Supercup-Premieren-Saison begleitet. Diesmal sitzt er allerdings nicht im Sattel, sondern kümmert sich mit seinen Vereinsmitgliedern um die Versorgung der Teilnehmer.
10.25 Uhr Neuhaus im Solling: Die Fahrergruppe zieht sich immer mehr auseinander. Auf dem schwersten Teilstück der 240 Kilometer, dem Anstieg nach Silberborn kurz vor Neuhaus haben sich Kai-Uwe Gerstenberger aus Korbach und Jens Volkmann aus Essen abgesetzt. Sie kommen als erste in Neuhaus an. Hier ist neben den RSV-Mitgliedern Wilhelm Koerfer und Roland Wulfhorst, dem zweiten Supercup-Premieren-Fahrer der Westfalen-Blatt-Serie, auch das Deutsche Rot Kreuz im Einsatz. Aus ihrer Feldküche versorgen sie die Fahrer mit einem warmen Mittagessen. 110 Kilogramm Fleisch, 65 Kilo Nudeln und 125 Liter Soße stehen bereit. »Für uns ist das hier eine so genannte Verpflegungsübung«, erklärt Holzmindens Kreisbereitschaftsleiter Gerhard Notbohm und beschreibt die Situation: »Wegen eines Waldbrandes im Hochsolling werden große Bereiche der Ortschaft Silberborn evakuiert. In Neuhaus haben wir einen Sammelplatz für die Obdachlosen eingerichtet, die hier versorgt und verpflegt werden.« Die Obdachlosen sind in diesem Fall die Supercup-Fahrer. Die wissen davon zwar nichts, nehmen aber die Verpflegung trotzdem gerne entgegen. Die knackigen Anstiege stecken ihnen in den Beinen. Daher genehmigen sich die meisten eine etwas längere Pause und bekommen von Wilhelm Koerfer gleich auch noch die richtige Motivation mit auf den Weg: »Was jetzt kommt, ist nicht mehr so schwer. Erst mal geht es schön runter«.
11.50 Uhr Hüssenbergschule Peckelsheim: Hier brauchen vor allem die RSV-Helfer einen langen Atem. Sämtliche 895 Fahrer (RTF und Supercup) müssen sich hier ihren letzten Kontrollstempel holen, können sich 22 Kilometer vor dem Ziel noch mal stärken und ihre Trinkflaschen auffüllen. »Die ersten Fahrer waren schon um 8.30 Uhr hier, die letzten werden irgendwann am späten Nachmittag vorbei kommen«, meint Ralph Götte, einer der fleißigen RSV-Helfer an diesem Kontrollpunkt. Daher sind hier die Vorräte auch am größten. Knapp 1000 Liter Getränke, drei große Kisten Bananen und »Kuchen ohne Ende« (Götte) stehen für die Fahrer bereit. Wolfgang Keuchel aus Ahnatal ist einer von ihnen. Er fährt die 150-er Tour, nutzt die Zeit an der Kontrollstelle zum Plausch mit anderen Fahrern und lobt die gute Organisation. »Da hat mein ehemaliger Arbeitskollege Heribert Neuhann mit seinem Team ganze Arbeit geleistet.«
12.50 Stadthalle Warburg: Kai Uwe Gerstenberger und Jens Volkmann sind im Ziel. Mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 35 Stundenkilometern haben sie 240 anspruchsvolle Kilometer zurückgelegt. »Nur der Gegenwind im letzten Drittel war unangenehm«, meint Volkmann.
Nach und nach trudeln nun die anderen Fahrer ins Ziel an der Stadthalle ein. Die meisten zufrieden mit sich und ihrer Leistung auf den verschieden langen, aber allesamt nicht leichten Strecken. Die letzten Fahrer sind kurz nach 18 Uhr wieder in Warburg. Nur Horst Zelenka-Schmidt vom Bund Deutscher Randfahrer fand doch noch einen Grund zur Klage: »Es ist wirklich schade, dass sich die Warburger für 2006 nicht um den Supercup beworben haben.«

Artikel vom 18.07.2005