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Das Wort zum Sonntag

Bernhard Leifeld, Referent für kat.Jugendarbeit im Dekanat Brakel-Steinheim


Die Kirche der Christen ist jung, international, bunt, voller Leben, Lachen, Feiern und Gebet. Wer so einen Satz in der deutschen Kirche predigt, über den wird eher geschmunzelt, als dass man ihm Glauben schenken möchte. Der Weltjugendtag mit den Tagen der Begegnung in den Diözesen und dem anschließenden Treffen in Köln wird diese Aussage jedoch bestätigen.
Schon die Bibel berichtet von vielen Geschichten der Einzelbegegnungen mit Gott, aber genauso finden wir die großen Events voller Leben und Feiern beschrieben. Bei einer der bekanntesten Geschichten über ein Großtreffen werden zum Ende zehn Körbe voll mit Krümeln eingesammelt (die Brotvermehrung). Es muss bei diesem Treffen von allen Beteiligten eine sehr große Lebensfülle gelebt worden sein, so dass alle großzügig auftanken konnten. Das Leben konnte in Fülle, ja in Überfülle gelebt werden, und der Überfluss wurde in zwölf Körben eingesammelt (damit ist wohl weniger der Müll gemeint, als vielmehr die begeisternden Erzählungen die die Teilnehmer an ihre Freunde weitergaben).
Glaubensgeschichten waren schon immer Geschichten der Vermehrung und Verwandlung! Und es waren Weggeschichten. An eine Weggeschichte knüpft das Motto des Weltjugendtages an: »Wir sind gekommen ihn anzubeten«.
Jugendliche und eigentlich doch alle Christen suchen den Weg der heiligen Drei Könige (von denen dieser Ausspruch überliefert wurde) nachzugehen. Einmal einen Stern aufleuchten sehen, der uns Orientierung und Ziel gibt für unser Leben. Wenigstens ab und zu mal aus dem Alltag ausbrechen, unsere eigenen Grenzen überwinden und so neu zueinander, zu uns selbst und also zu Gott zu finden. Éund irgendwann und immer wieder anzukommen und dann sagen zu können:
»Wir sind gekommen, IHN anzubeten«. So stecken im Weltjugendtag 2005 viele Chancen für uns: zum Beispiel Weltjugendtag als Chance aus dem Alltag auszubrechen: Für alle Gemeinden, alle Christen besonders für alle Jugendlichen. Weltjugendtag als Chance der Begegnung in den Gastfamilien, Pastoralverbünden, bei den Tagen ww-together in Paderborn und schließlich in Köln. Weltjugendtag, das heißt Pfingsten liegt in der Luft: Auf unüblichen Wegen bricht Gottes Geist sich Bahn zu uns. Da, wo Menschen sich füreinander öffnen, wächst Verständnis über Grenzen hinaus. Über die Grenzen von Nord und Süd, von Jung und Alt, von Christen zu MuslimenÉ
Um diesen Pfingstgeist lohnt es sich heute schon zu beten: Geist Gottes, steige uns auf«s Dach! Wie damals den ängstlichen Jüngern. Geist Gottes, öffne unsere Herzen, dass sie überfließen von der Liebe, dem Frieden und dem Atem Gottes! Dann werden wir frohen Herzens immer wieder aufbrechen, gehen, ankommenÉ IHN anzubeten!
Und wer ihn anbetet hat höchste Achtung vor allen Mitmenschen, höchste Solidarität mit allen Mitmenschen, denn im Menschen ist Gott zu finden. In diesem Sinne wird der Weltjugendtag ein Schritt auf dem langen, internationalen Weg der (jungen) Menschen zu sich selbst und zueinander zu finden.

Artikel vom 16.07.2005