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Protest der Rübenanbauer

EU-Pläne: 360 Ballons stiegen in den Himmel


Warburg (fsp/cr). Die heimischen Zuckerrübenanbauer gehen auf die Barrikaden. Der Grund: Die EU-Kommission will Preissenkungen im Zuckerrübenbereich in Höhe von 43 Prozent durchsetzen. »So werden bewusst Existenzen aufs Spiel gesetzt«, sagte Werner Menne, Vorsitzender des Landwirtschaftlichen Kreisverbands, am Freitag auf dem Warburger Neustadt-Marktplatz.
Hier hatten die Zuckerrübenanbauer eine Protestaktion organisiert. Für jede Existenz, die mit dem Zuckerrübenanbau in Verbindung steht, stieg ein Luftballon in den Himmel. 360 waren es in Warburg und Höxter, wo am Nachmittag die gleiche Aktion stattfand, insgesamt. Mehr als 100 Menschen hatten sich zu der Aktion in Warburg eingefunden.
»Der heimische Zuckerrübenanbau ist eng mit der Zuckermarktordnung der Europäischen Union verknüpft. Die bestehende Marktordnung ermöglicht den Landwirten einen wirtschaftlichen Rübenanbau, ist aber trotzdem für den EU-Haushalt kostenneutral und belastet den Steuerzahler in keinster Weise«, erklärte Christian Hartje, stellvertretender Vorsitzender des Zuckerrübenanbauerverbandes Kassel, der auch für den Kreis Höxter zuständig ist, im Gespräch mit dem WESTFALEN-BLATT.
Wie Werner Menne ergänzte, seien die Pläne der EU auf den Druck des Weltmarktes zurückzuführen. Vor allem Brasilien als Verwerter von Zuckerrohr wolle auf den europäischen Markt drängen. Zucker aus Rüben werde in Deutschland unter höchsten Sozial- und Umweltstandards erzeugt. »Das geht nicht zu Niedrigst-Löhnen und Dumpingpreisen«, so der Vorsitzende. 35 Jahre lang habe die derzeit geltende Zuckermarktordnung Bestand gehabt und alles habe hervorragend funktioniert. Würden jetzt die heimischen Landwirte vom Markt gedrängt, hätten nur die brasilianischen »Zuckerbarone« etwas davon: »Die haben den Markt dort in der Hand, der Tagelöhner in Brasilien hat nichts von einer neuen Zuckermarktordnung.«
Gewinner seien außerdem Großabnehmer wie Coca Cola oder Nestlé, klarer Verlierer die heimischen Landwirte, deren Existenz von den Zuckerrüben abhänge.
Im Kreis Höxter bauen etwa 360 Landwirte etwa 2 000 Hektar Zuckerrüben an, die durchschnittliche Anbaufläche beträgt etwa 5,5 Hektar pro Betrieb. Die Rüben werden im Werk Warburg der Südzucker AG verarbeitet. Aus 440 000 Tonnen Rüben werden dort Weißzucker sowie als Nebenprodukte Futtermittel und Grundstoffe zur weiteren Verarbeitung sowie Düngemittel für die Landwirtschaft. 45 Menschen haben in der Zuckerfabrik einen ganzjährigen Arbeitsplatz, hinzu kommen weitere Saison-Arbeitskräfte.
Die Solidarität ihrer Städte bekundeten im Rahmen der Kundgebungs auch Warburgs Bürgermeister Michael Stickeln, Borgentreichs stv. Bürgermeister Karl-Josef Lotze und Willebadessens stv. Bürgermeister Wolfgang Kriwet.

Artikel vom 16.07.2005