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Freiheitsgefühl ist unbeschreiblich

WESTFALEN-BLATT-Mitarbeiterin springt in 4000 Metern Höhe aus dem Flugzeug

Von Verena Zimmermann
Brenkhausen (WB). Der FSC Dädalus verlässt den Flugplatz Höxter Holzminden im Oktober. In der sechsmonatigen Fallschirmsprungsaison nahmen stets bis zu 400 wagemutige Menschen aus der näheren Umgebung, aber auch aus dem Ruhrgebiet oder aus Hannover die Möglichkeit wahr, dort bei einem Tandemfallschirmsprung in den Genuss von purem Adrenalin-Kitzel in 4000 Metern Höhe zu kommen. WB-Mitarbeiterin Verena Zimmermann nahm jetzt eine der letzten Chancen, beim Fallschirmclub einen Tandemsprung zu machen, wahr und wagte sich aus luftiger Höhe. Hier ihr Erfahrungsbericht:

Die Idee, einen Tandem-Fallschirmsprung zu machen, habe ich schon seit geraumer Zeit. Vor drei Jahren habe ich eine Heißluftballonfahrt erlebt und dabei das Element Luft für mich entdeckt. Schließlich kommt mir das Schicksal zu Hilfe: Die Firma Lever Fabergé veranstaltete in einer Zeitschrift als Werbekampagne für Deodorants ein Gewinnspiel, bei dem es darum ging, einen Abenteuer-Wunsch möglichst kreativ darzustellen.
Ich gewinne tatsächlich und erhalte einen Gutschein für einen Tandem-Fallschirmsprung. Ein großer Wunsch geht in Erfüllung! Jetzt kann ich den Gutschein endlich auf dem Flugplatz Höxter-Holzminden beim FSC Dädalus einlösen!
Schon die Nacht zuvor bin ich relativ nervös, was sich an dem Tag des Sprunges noch steigert, zumal ich dreieinhalb Stunden warten muss, bis ich springen darf: Wetterbedingt wird der Sprung von 12 auf 15.30 Uhr verlegt. Als es dann soweit ist, starte ich mit »Trockenübungen«.
Mein Tandemmaster Christian Halstenberg händigt mir Anzug, Brille und Helm aus. Er gibt mir einige Einweisungen, wie ich mich zu verhalten hatte, und wir vereinbarten Zeichen, mit denen wir uns im freien Fall verständigen. Christian hat bereits 5000 Sprünge hinter sich und meint gelassen: »Deine Ausrüstung ist eigentlich genau die gleiche wie meine, mit einem Unterschied - ich habe einen Fallschirm, du nicht.«
Nach diesen Vertrauen erweckenden Worten, die mir jedoch tatsächlich durch die lockere Art meines Tandemmasters meine Nervosität genommen haben, geht es auch schon zum Flugzeug. Mein allererster Flug steht mir bevor: Ich erlebe an diesem Tag also gleich zwei Premieren.
Nach 13 Minuten sind wir auf 4 000 Metern angekommen, und fest verbunden mit Christian robbe ich langsam zum Ausgang. Nachdem die anderen Fallschirmspringer abgesprungen sind, setzen wir uns an den Ausstieg. Ich habe zu diesem Zeitpunkt schon keinen Kontakt mehr zum Flugzeug, mein Pulsschlag nimmt besorgniserregende Ausmaße an. Dann schaukelt Christian wie verabredet ein Mal vor, ein Mal zurück und dann ... ab nach draußen!
Dieser Moment und die anschließende Minute freier Fall sind für mich die schönsten Eindrücke des Sprungs, weil das Freiheitsgefühl einfach unbeschreiblich ist. Aber auch das anschließende Schweben am Schirm ist ein großartiges Erlebnis. Ich genieße die Aussicht und darf sogar gemeinsam mit meinem Tandemmaster den Schirm lenken. Besonders das Drehen von scharfen Links- und Rechtskurven ist einfach fantastisch.
Leider ist alles viel zu schnell vorbei, und schon setzen wir zu einer etwas unsanften Landung an, die mir einige blaue Flecken einbringt, die ich jedoch als Souvenir an eine einzigartige Erfahrung betrachte. Am Ende erhalte ich in meinem adrenalin-berauschten Zustand noch eine Urkunde und verstehe jetzt ganz genau, warum Fallschirm-Springen eine Sucht ist. Man entdeckt eine vollkommen andere Welt, und davon geht eine große Faszination aus.
Jetzt schwingt jedoch etwas Wehmut mit, wenn ich an den Sprung zurückdenke, denn schließlich wird der FSC Dädalus mir und vielen anderen ja bald verloren gehen. Pläne für mein nächstes Abenteuer habe ich auch bereits: Mit Haien zu tauchen habe ich als nächstes Ziel ins Auge gefasst.

Artikel vom 19.07.2005