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Kleine Smart-Flitzer waren das Größte

An Muskelschwund erkrankte Kinder unternehmen Erlebnistour durch das Weserbergland

Von Frank Spiegel
Höxter (WB). Die Begeisterung war auf ihren Gesichtern deutlich zu lesen: Nur lachende Mienen waren am Wochenende zu sehen, als 55 Kinder vor der Asklepios-Weserberglandklinik in bereit stehende Smarts stiegen, um einen erlebnisreichen Tag zu verbringen.

Der Anblick war beeindruckend: Mehr als 70 Autos der Marke Smart reihten sich aneinander, um die Kinder abzuholen. Für sie waren die kleinen Flitzer aus dem Hause Daimler Chrysler das Größte. »Ich fahre zum ersten mal in so einem Auto«, erzählt der 13-jährige Patrick aus Winsen. Er sitzt neben Wolfgang Bredthauer, der mit seinem Smart aus Hamburg angereist ist.
Er und alle anderen Fahrer möchten den Spaß am Smart-Fahren mit Kindern teilen, die an Muskelschwund erkrankt sind und in der Weserbergland-Klinik ihre Sommerferien verbringen. Die Idee haben der smart Club Hamburg und die Deutschen Muskelschwundhilfe entwickelt und gemeinsam mit dem Autohaus Beineke (autorisierter Smart-Service) und weiteren ortsansässigen Unternehmen in die Tat umgesetzt.
Zunächst ging es mit den Kindern durch Weserbergland, Ziel war dann der Flugplatz am Räuschenberg. Fasziniert schauten die Jungen und Mädchen hier den Fallschirmspringern des FSC Dädalus zu.
»Hauptanliegen ist es, den Kindern einen rundum schönen Tag zu bereiten, der ihnen Kraft und Freude schenkt und lange in Erinnerung bleibt«, beschreibt Thomas Beineke, Geschäftsführer des gleichnamigen Mercedes-Autohauses, die Motivation für die Aktion. Ingo Volkmann, Leiter des Smart-Club-Hamburg, ergänzt: »Wir haben so viel Spaß mit unseren Smart, dass wir gerne etwas davon abgeben wollen.«
Die Kinder können diesen gut gebrauchen, schließlich hat ihr Aufenthalt in Höxter einen ernsten Hintergrund: Sie leiden an Muskelschwund und werden in der Weserberglandklinik behandelt.
Seit 1985 beschäftigt sich hier ein spezialisiertes Team im Rahmen einer Therapie-Studie mit innovativen Verfahren und Behandlungstechniken, um die Effektivität der Therapie weiter zu verbessern. Physiotherapeut Martin Kemper: »Im Verlauf dieser Studie haben sich bei über 2 000 behandelten Patienten viele einzigartige Erfahrungen herauskristallisiert.« Dazu sagt Joachim Friedrich, Vorsitzender der Deutschen Muskelschwundhilfe: »Die Therapieverfahren in der Klinik sind einzigartig in Deutschland. Deshalb trägt sie zu Recht das Prädikat: Zentrum für Muskelerkrankungen. Dies ist leider bei einigen Sachbearbeitern von Krankenkassen und Medizinischen Diensten noch nicht hinreichend bekannt.«
Um die Kinder für den notwendigen Aufenthalt in der Weserberglandklinik während ihrer Schulferien zu motivieren, haben vor allem die Mitarbeiter der Pflegeabteilung ein Ferienprogramm für diese kleinen Patienten organisiert. Und zu dem gehört nicht nur die Smart-Tour am Wochenende. Da werden »Pommes-rot-weiß-Partys« gefeiert oder ein Zauberer verblüfft mit Tricks und Illusionen. Auch gibt es ein Spielzimmer mit zwei Computern, einen Spielteppich, eine Puppenstube, Bauklötze und vieles mehr. »Diese Kombination von intensiver und oft sehr anstrengender Therapie mit einem altersgerechten Freizeitprogramm fördert die Bereitschaft, auch die nächsten Sommerferien wieder für die Behandlung ihrer chronischen Krankheit zu nutzen«, so Martin Kemper.

Artikel vom 18.07.2005