18.07.2005 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Mehr als Kasatschok
und Balalaika-Klänge

Freuten sich über das gelungene »Augenhöhe«-Projekt (v.l.): Dr. Norbert Börste, Joseph Vögele, Dr. Johann Stefan Müller, Dr. Katrin Neufeld, Dr. Alfred Eisfeld (Nord-Ost-Institut) und Dr. Franz-Josef Kaiser.

Integration im Mittelpunkt des russischen Festes

Von Franz-Josef Herber
(Text und Fotos)
Paderborn (WV). Wer beim russlanddeutschen Freundschaftsfest Balalaikaklänge und Kasatschok erwartet hatte, war am Freitagabend im Schlosspark an der falschen Adresse. Das Projekt »Auf Augenhöhe - Deutsche aus Russland zwischen Hoffnung und Vorurteil« ging weit über die häufig so volkstümelnde »russische Seele« hinaus.

Integration hieß das wichtigste Wort des Abend, das auch noch bis zum 30. Oktober nachhallt. Bis dahin laufen die verschiedenen Ausstellungen, Diskussionsrunden und Projekte in Paderborn, die dazu beitragen sollen, das Verständnis zwischen den Russlanddeutschen und den schon länger hier heimischen Bürgern zu fördern.
Das scheint zu gelingen: Zumindest gab es bei der Eröffnung am Freitagabend im Audienzsaal des Neuhäuser Schlosses nur Lob für die Organisatoren Dr. Norbert Börste vom Historischen Museum im Marstall, Dr. Katrin Neufeld vom Museum Detmold und Dr. Johann Stefan Müller vom Institut für Migrations- und Aussiedlerfragen. Stellvertretender Bürgermeister Joseph Vögele würdigte das »einzigartige Pilotprojekt«, das die Integration fördere. Der Prozess der gegenseitigen Annäherung und Aufklärung würde damit weiter verstärkt. So könnten Berührungsängste und Vorurteile abgebaut werden. Die Initiatoren, so Vögele, hätten es mit ihrem Projekt geschafft, ein Forum für viele Gruppen zu schaffen und so ein Netzwerk in der Integration aufzubauen. Der Vizebürgermeister: »Ein wichtiger Baustein in der Gesellschaft, in der jetzt jeder seinen Platz finden muss.«
Komplimente gab es auch von Professor Dr. Franz-Josef Kaiser, Präsident der Deutsch-Russischen Gesellschaft. Die Veranstaltungsreihe sei eine kulturelle, intellektuelle und wirtschaftliche Bereicherung, die mit dem schlechten Ruf der Spätaussiedler aufräumen könnte.
Wie harmonisch Deutsche und Russlanddeutsche miteinander umgehen können, wurde dann im Marstall-Innenhof deutlich: Bauchtanz, Hip-Hop und Saxophon-Soli, Malerei und Literatur, Wodka, Krimsekt, Piroggen und kräftige Eintöpfe verdeutlichten die moderne und traditionsreiche Kultur Russlands, in der alte Zöpfe allerdings längst abgeschnitten sind - es gab Nahrung für Kopf und Körper.

Artikel vom 18.07.2005