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Gedanken zum Sonntag

Von Pastor Dirk Zimmer


Die Krise bei VW zieht immer weitere Kreise. Nun hat es auch den Vorzeigemanager Peter Hartz erwischt. Der Aufsichtsrat nimmt sein Rücktrittsangebot an. Keine Millionenabfindung, eventuell wird Hartz sogar für entstandenen Schaden zur (finanziellen) Verantwortung gezogen. Hartz 5? Das wäre ja in der Tat neu, andere Wirtschaftsbosse ließen sich ihr Versagen noch gut bezahlen. »Der Ansehensverlust der Wirtschaftseliten ist dramatisch«, urteilt Klaus Rauscher denn auch im Magazin »Cicero«. Doch nicht nur die global players sind in die Kritik geraten. Wie viele Millionen kostete MARTa mehr als geplant? Wer ist dafür verantwortlich, und wer zahlt schließlich die Zeche?
Und schließlich ist der Vertrauensverlust in die Politik mindestens ebenso dramatisch. Regierung und Opposition sind sich einig darin, das Grundgesetz sehr frei - und nach ihren Wünschen - zu interpretieren. Mag der Wunsch nach Neuwahlen berechtigt sein - ich meine, mit diesem Vorgehen hat die Politik sich selbst einen Bärendienst erwiesen. Mal sehen, ob der Bundespräsident und das Bundesverfassungsgericht da mitspielen. Wir brauchen wieder Männer und Frauen (!), die klare Wertvorstellungen mitbringen und sich nach diesen richten. »Traditionelle Werte wie Anstand, Bescheidenheit und Verantwortung weisen den Weg aus der Krise«, verordnet Dr. Klaus Rauscher, Vorstandsvorsitzender des Energiekonzerns Vattenfall Europe, seinen Kollegen Rückkehr zu alten Tugenden. Werte, die das Abendland aus der christlichen Tradition gezogen hat. »Lebt als Kinder des Lichts; die Frucht des Lichts ist lauter Güte und Gerechtigkeit und Wahrheit.« (Epheserbrief 5,8-9): So lautet der Bibelvers, der morgen in vielen Gottesdiensten als »Wochenspruch« verlesen wird. Dieser Satz wird allen gesagt. Wir können es uns leicht machen und auf Politiker, Manager oder andere große Tiere schimpfen. Doch ihr Verhalten ist doch nur ein Spiegel unserer Gesellschaft. Veränderung kann, muss vielleicht sogar von unten beginnen. Darauf jedenfalls baut der christliche Glaube auf. Jesus Christus ist das Licht der Welt, in seinem Licht werden Menschen zu einem neuen Lebensstil befreit. Sie werden selbst zu - wenn auch vielleicht nur kleinen - Lichtern in dieser Welt. Wo Güte, Gerechtigkeit und Wahrheit bei den kleinen Leuten groß geschrieben wird, können sich auch unsere großen Politiker und Wirtschaftsbosse dem nicht entziehen.

Artikel vom 16.07.2005