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Ein guter Platz
für Integration

Wertheraner Migranten-Biografien

Werther (SKü). Das überschaubare Werther ist ein guter Platz, um sich als Ausländer, Zuwanderer oder Flüchtling erfolgreich in die deutsche Gesellschaft integrieren zu können. Dies ist ein Ergebnis einer studentischen Untersuchung von Migranten-Biografien in Werther, die jetzt im Rathaus vorgestellt wurde.

Vor einer Reihe von Interessierten stellten Teilnehmer eines Seminars bei Prof. Dr. Ulrich Mai an der Fakultät für Soziologie in Bielefeld die Ergebnisse ihrer Interviews mit verschiedenen Migranten-Typen vor. So unterschiedlich dabei Herkunft und persönliche Startbedingungen für die befragten Zuwanderer (Schlesier, Iraner, EU-Ausländer, Türkin, Türke) auch waren, so stellten die Studenten eine wichtige Gemeinsamkeit fest. Alle sind starke Persönlichkeiten, die viel Willenskraft bewiesen haben und die Fähigkeit haben, sich auch bei großen Problemen durchzubeißen. Hinzu kommt nach der Beobachtung von Ulrich Mai, der in Werther lebt, bei den interviewten Migranten eine außergewöhnliche Arbeits- und Strebsamkeit, eine hohe Lern- und Anpassungsfähigkeit. Sollte heißen: In Bezug auf Ausländer und/oder Zuwanderer sollten Einheimische mögliche Vorurteile gründlich überprüfen.
Festgehalten wurde auch, dass eine Kleinstadt wie Werther schneller Integration befördern kann. Wichtig sei, dass es keine Ghettos gebe wie in Großstädten und man hier mehr aufeinander aufpasse. Da spiele auch eine bürgernahe Verwaltung eine Rolle.
In den anonymisierten Interviews, von denen die Studenten insgesamt 16 in Werther nach wissenschaftlichen Vorgaben führten, wurde deutlich, dass die Sicherheit durch Arbeit sehr wichtig für eine erfolgreiche Integration war. Das setzte nämlich Kräfte für weitere Anstrengungen frei, zum Beispiel Erlernen der deutschen Sprache. Aus einigen Aussagen wurde deutlich, dass das Zugehen auf die Nachbarn beziehungsweise von der Nachbarschaft selbst persönlich viel bewegen konnte für einen Integrationserfolg.
Mai wies darauf hin, dass das besondere Maß an kultureller Kompetenz bei Migranten nicht ausreichend gewürdigt werde. Der Soziologe erinnerte daran, dass in der Nachkriegszeit zwölf Millionen Ostflüchtlinge in Deutschland integriert worden seien. Eine große Leistung, die vor dem Hintergrund aktueller Diskussionen oftmals vergessen werde.

Artikel vom 16.07.2005