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Fremde in unbekanntem Land

Diakonisches Werk bietet donnerstags Beratung für junge Einwanderer

Bad Oeynhausen (WB). »Junge Migranten sind Jugendliche wie andere auch. Jedoch haben sie erheblich mehr Probleme. Sie kommen als Fremde in ein ihnen unbekanntes Land.« Darauf hat Birgit Meyer, Diplom-Sozialpädagogin beim Jugendmigrationsdienst des Diakonischen Werkes im Kirchenkreis Vlotho, hingewiesen. Hilfe biete hier auch das regelmäßige Beratungsangebot des Dienstes.

»Zur Integration gehört mehr als nur ein Sprachkursus«, erklärt Meyer weiter. Und: »Der Jugendmigrationsdienst bietet Orientierungshilfen und Begleitung. Diese Jugendlichen sprechen kein deutsch und sind kaum vorbereitet auf das deutsche Gesellschaftssystem mit seinen Bildungs- und Berufswegen. Herangewachsen in einer anderen Kultur, leben sie hier mit uns fremden Verhaltensmustern und Normen.« Das Loslassen der gewohnten Umgebung bereite den jungen Menschen ebenso Schwierigkeiten wie das Einleben in dem ihnen unbekannten Land. Meyer: »Sie brauchen Zeit, um sich zurechtzufinden, und erfahren dabei oft Unverständnis oder sogar Ablehnung.«
Integration sei ein wechselseitiger Prozess, der an die jungen Zugewanderten und die Gesellschaft in gleichem Maße Anforderungen stelle, sagt Birgit Meyer. »Wir müssen die Jugendlichen mit ihren Fähigkeiten und Begabungen wahrnehmen und annehmen. Bei der Suche nach Orientierung und neuen Lebensmöglichkeiten benötigen sie dringend unsere Unterstützung und Begleitung.« Fragen zur sprachlichen, schulischen und beruflichen Eingliederung werden von ihr kompetent beantwortet. Schwierigkeiten und Probleme werden mit den jungen Menschen angegangen und gelöst.
Der Jugendmigrationsdienst in Bad Oeynhausen hat eine langjährige Tradition und Erfahrungen darin, junge Zugewanderte in der schwierigen Phase der Integration in ein für sie neues Lebensumfeld zu begleiten. Er ist einer von bundesweit vielerorts angesiedelten Einrichtungen und wird maßgeblich aus Mitteln des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend gefördert.
Bereits seit April 1992 wird Beratung und Begleitung für 12 bis 27-Jährige angeboten, anfangs nur für junge Spätaussiedler, seit Anfang 2001 für zugewanderte junge Menschen aus allen Ländern. Um die Aufgaben und Angebote der Jugendmigrationsdienste in das bundesweite Integrationsprogramm einzubinden, wurden vom Bundesministerium im vergangenen Jahr Grundsätze und Rahmenkonzepte verabschiedet, auf deren Grundlage die Arbeit inhaltlich umgestaltet werden soll. »Das Anliegen der Bundesregierung war es, unsere Arbeit zu stärken und uns vor Ort eine federführende Rolle zukommen zu lassen. Wir wurden mit der neuen Aufgabe betraut, den Integrationsprozess der Einzelnen verantwortlich zu steuern«, erläutert Meyer.
Ämter, Schulen, Arbeitgeber, Freizeiteinrichtungen und andere öffentliche Stellen könnten nicht alle mit dem Wechsel des Lebensortes zusammenhängenden Fragen und Probleme alleine bewältigen. Die Expertin: »Vielfältige Absprachen untereinander sind dabei notwendig. Hier setzt der besondere Auftrag des Jugendmigrationsdienstes an. Das Einleben und die dafür besonders bedeutsame Integration auf dem Ausbildungs- und Arbeitsmarkt können nur dann gelingen, wenn vor Ort alle betroffenen Akteure zusammenarbeiten und ein Netzwerk bilden. Der Jugendmigrationsdienst soll in diesem Zusammenhang in der pädagogischen Begleitung der jungen Menschen die Koordination übernehmen.«
Die Methoden der qualifizierten Arbeit seien geprägt durch eine ganzheitliche und systematische Sichtweise. Die Integrationshilfen seien jugendspezifisch und orientierten sich an den Lebenslagen der jungen Migranten. Birgit Meyer: »Sie berücksichtigen deren individuelle Kompetenzen. Durch das Aufsuchen der jungen Menschen in ihrer Umgebung und durch das Angebot einer festen Beratungsstunde im Diakonischen Werk ist eine wechselseitige Kontaktaufnahme sicher gestellt. Neben der Beratungsarbeit werden Einzelhilfen, ein Jugendtreff, Bildungsseminare, Freizeitmaßnahmen und Elternarbeit angeboten.«

Artikel vom 15.07.2005