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Trinken auch im Unterricht

Flüssigkeits-Unterversorgung führt zu Leistungseinbuße

Bad Nauheim (dpa). Schüler sollten nach Auffassung des Ernährungswissenschaftlers Günter Wagner auch während des Unterrichts trinken dürfen.
Trinken ist wichtig, nicht nur für Sportler. Auch Schüler sollten im Unterricht viel Flüssigkeit zu sich nehmen, sagen Wissenschaftler Foto: dpa

Vor allem an heißen Tagen und nach dem Sportunterricht müssten die Kinder zum Trinken angehalten werden, sagte der Bad Nauheimer Wissenschaftler. Selbst eine vorübergehende Unterversorgung mit Flüssigkeit führe zu deutlichen Leistungseinbußen.
Untersuchungen hätten gezeigt, dass bis zu einem Drittel aller Schüler ohne Frühstück in die Schule kämen; viele auch ohne etwas zu trinken, berichtete Wagner. »Die haben 13 Stunden lang nichts getrunken.« Bei einem 40 Kilogramm schweren Schüler bedeute ein Flüssigkeitsverlust von 0,9 Litern ein Defizit von mehr als zwei Prozent des Körpergewichts.
»Jan Ullrich würde in dieser Verfassung den Berg nicht mehr hoch kommen«, zog Wagner einen Vergleich zum Radrennen. Die mentale Leistungsfähigkeit nehme bei Wassermangel zudem noch eher ab als die körperliche Ausdauer. Es genüge daher nicht, Flüssigkeitsdefizite nachmittags oder abends auszugleichen, mahnte Wagner. »Schüler, die zu wenig oder nicht rechtzeitig trinken, erwerben nachweislich weniger Wissen.« An einem Schulvormittag sollte ein Kind seines Erachtens nach etwa einen Liter trinken.
In der Praxis ergebe sich das Problem, dass die Ranzen der Kinder bereits sehr schwer seien, so dass eigentlich kein Platz für Flaschen sei. Eine insbesondere für jüngere Kinder gute Lösung seien in den Unterricht integrierte Trinkpausen, während ältere Schüler ruhig ihre Flasche auf dem Tisch stehen haben könnten.
In Modellversuchen habe sich gezeigt, dass die Schüler mental aufnahmefähiger seien und auch die zwangsläufig häufigeren Toilettenpausen den Unterricht nicht störten.

Artikel vom 15.07.2005