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Hausgemachtes für Feinschmecker

Josef Dresselhaus hat Medaillen aus Frankreich für seine Blutwurst-Spezialitäten

Von Matthias Kleemann
(Text und Foto)
Schloß Holte-Stukenbrock (WB). Wenn es einen Wettbewerb um die seltenste oder merkwürdigste Auszeichnung gäbe, in Schloß Holte-Stukenbrock würde ihn wahrscheinlich Josef Dresselhaus, der Wirt vom »Altdeutschen Kartoffelhaus« in Liemke gewinnen. Dresselhaus hat eine Silber- und zwei Bronzemedaillen von der »Bruderschaft der Blutwurstschmecker«.

So nennt sich die Organisation selbst auf deutsch, es ist jedoch eine französische Vereinigung und ihr Name klingt in dieser Sprache natürlich weitaus beeindruckender: La confrérie des Chevaliers du Goûte-Boudin. Ihren Sitz hat diese Bruderschaft in einem Ort namens Mortagne-au-Perche, dort findet alljährlich ein Blutwurstmarkt und ein Wettbewerb statt, an dem sich jeder beteiligen kann, der eigene Blutwurst herstellt und im Handelsregister eingetragen ist. (Mehr zu der Bruderschaft und dem Wettbewerb im nebenstehenden Informationskasten).
Dresselhaus hat sich in diesem Jahr zum zweiten Mal an dem Wettbewerb beteiligt und für seine traditionelle Blutwurst eine Bronzemedaille bekommen. Vergangenes Jahr hat er etwas besser abgeschnitten, da wurde seine Blutwurst zum Braten zusätzlich mit einer Silbermedaille ausgezeichnet.
Kenntnis von dem Wettbewerb hatte er über einen Gast, Professor Jean-Michel Eichelbrenner, der aus Mortagne-au-Perche stammt und selbst Mitglied der Bruderschaft ist. Eichelbrenner lehrt an der Paderborner Universität und war durch Mund-zu-Mund-Propaganda ins Kartoffelhaus geraten. Offenbar schmeckten ihm die Produkte aus der eigenen Schlachtung so gut, dass er Dresselhaus den Vorschlag machte, doch mal seine Blutwurst einzuschicken. »Das war beim zweiten Besuch«, erinnert sich Josef Dresselhaus. »Offensichtlich hat er Chancen gesehen, dass unsere Blutwurst einen Preis erringen kann.«
Was sich dann ja auch bewahrheitete. Dresselhaus ist - aus purer Bescheidenheit - bis jetzt nicht mit dem Preis hausieren gegangen. Bereits im März war der diesjährige Wettbewerb. Eichelbrenner, der zurzeit Urlaub an der französischen Atlantikküste macht, hat aber zugesagt, die Medaille persönlich vorbei zu bringen und im September zu überreichen.
Die Hausmacherblutwurst aus dem Kartoffelhaus wird tatsächlich nach einem überlieferten Rezept von Josef Dresselhaus' Großmutter hergestellt, allerdings nicht in der Gaststätte. »Das haben wir einmal gemacht, aber es ist nicht praktikabel, weil abends ja die Küche wieder für den Gaststättenbetrieb gebraucht wird.« Seitdem hat Dresselhaus im Schnitt fünf Schweine beim Landwirt und Metzger Alois Pollmeier in Östwerwiehe stehen. Nicht nur die Blutwurst, auch Schinken, Mettwurst, Leberwurst und Sülze aus eigener Schlachtung und nach eigenen Rezepten kann er so auf seiner Karte anpreisen.
Josef Dresselhaus nennt das Konzept seines Altdeutschen Kartoffelhauses selbst »die Oma-Schiene«. Westfälische Spezialitäten nach überlieferten Rezepten, die Idee hatte er aus der Fachpresse und setzte sie vor acht Jahren um. Dass man auch damit französische Gaumen überzeugen kann, ist eine eher ungewöhnliche Erfahrung.

Artikel vom 16.07.2005