16.07.2005 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Selbstbewusst das Leben meistern

Gleichstellungsbeauftrage Angelika Otte steht Frauen mit Rat und Tat zur Seite

Rahden (WB). Eigentlich wurde Angelika Otte vor drei Jahren ins kalte Wasser geworfen, als an die Verwaltungsangestellte - bislang in der Stadtkasse eingesetzt - der Wunsch herangetragen wurde, die Aufgaben der Gleichstellungsbeauftragten der Stadt Rahden zu übernehmen.

Doch Angelika Otte lernte schnell schwimmen und fuchste sich in die Materie ein. »Ich habe viel über die Funktion gelesen. Anfangs wusste ich tatsächlich nicht, was auf mich zukommt«, denkt Angelika Otte an die Anfänge zurück. Besonders wichtig sei es gewesen, sich mit ihren Kolleginnen aus anderen Kommunen auszutauschen und von deren Erfahrungen zu lernen und zu profitieren.
Acht Stunden pro Woche widmet sie sich seither dem Thema »Gleichstellung«. Die restliche Zeit arbeitet die 54-Jährige für Schulangelegenheiten im Hauptamt der Stadtverwaltung. »Und nicht nur die Zeit ist sehr knapp bemessen«, meint Angelika Otte. Auch das Budget zeichnet sich eher durch Bescheidenheit aus. »Viel Geld gibt es in Zeiten leerer öffentlicher Kassen nicht. Da muss ich genau hinschauen, für was die Mittel sinnvoll eingesetzt werden können«, weiß die Gleichstellungsbeauftragte. Einen Schwerpunkt setzt die Frotheimerin im Bereich »Frau und Beruf«. »Für Frauen ergeben sich immer wieder Probleme, wenn sie nach der Familienphase wieder in den Beruf einsteigen wollen.« Deshalb organisierte sie dazu mit PariVital und ihrer Kollegin Sabine Denker aus Stemwede eine Informationsveranstaltung, der sich ein Seminar anschloss. Trainiert werden unter anderem Bewerbungen und Vorstellungsgespräche. »Doch besonders wichtig ist es, der Unsicherheit zu begegnen und den Frauen Selbstbewusstsein zu geben. Denn daran fehlt es oft«, stellte sie fest. Dabei seien gerade Frauen, die jahrelang eine Familie, einen Haushalt verwaltet haben, flexible Organisationstalente, die zudem sehr gut wissen, wie bedeutsam der Faktor Zeitmanagement ist.«
Angelika Otte legt großen Wert darauf, schon jungen Mädchen Selbstbewusstsein zu vermitteln. »Zwar ist es korrekt, dass heute oft mehr Mädchen in den Abschlussklassen der Gymnasien sind, doch was kommt danach? Für die Männer ist immer noch Beruf und Karriere Ziel. Frauen entscheiden sich eher für Kinder und Familie.« Dagegen sei gar nichts einzuwenden, nur, sollten sie auf jeden Fall ein Studium oder eine Berufsausbildung absolvieren. »Sonst stehen sie zum Beispiel im Trennungsfall oft vor einem großen Scherbenhaufen und mit leeren Händen da.« Mädchen und Frauen sollten immer in der Lage sein, ihr Leben selbst zu gestalten, ihre eigenen Entscheidungen zu treffen. Trennungen, Scheidungen sind übrigens weitere Themen, bei denen Frauen Rat bei Angelika Otte suchen.
Einiges ihrer Zeit für Gleichstellung nehme auch die Mitwirkung bei Personalfragen, die Zusammenarbeit mit andren Ämtern und die Weiterbildung in Anspruch. Zufrieden ist Angelika Otte mit zwei Kaberettveranstaltungen, die bei Frau und Mann gut ankamen, und einer Lesung in der Stadtbücherei.
Weniger heiter stimmt Angelika Otte, die auch Trauungen in der Hochzeitsmühle Tonnenheide vornimmt, immer wieder ein Blick auf Heiratsurkunden. Nicht etwa, weil sie dem Paar das Glück missgönnt. »Nein, bestimmt nicht«, versichert sie. Doch dort wo sie ihr »Otte« setzt, da steht seit 50 Jahren »Der Standesbeamte«. »Das ist nicht mehr zeitgemäß und ich hoffe, dass die zuständige Behörde vielleicht die Dokumente ändert.«

Artikel vom 16.07.2005