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Pferde öffneten ihm das Tor zur Welt

Heinrich-Wilhelm Johannsmann vor der Abschiedsgala -Ê»Westfalen etwas zurückgeben«

Von Annemarie Bluhm-Weinhold
Kreis Gütersloh (WB). Seine Abschiedsparty hat er selbst ausgeheckt. Und diese zu planen, das hat ihm noch am meisten Spaß gemacht: »Seit Oktober habe ich die Kollegen gelöchert, aber nun kommen sie alle«, freut sich Heinrich-Wilhelm Johannsmann über die illustre Gästeschar, die er am morgigen Samstag, 16. Juli, zur Gala bei den Reitertagen in Steinhagen begrüßen kann.
Plausch am Rande des Turniers: »Kaiser« Johannsmann und Ulrich Meyer zu Bexten in den 80-er Jahren.

Wenn der »Kaiser« nach 30 erfolgreichen Jahren auf der Bühne des Spitzensports abdankt (im Dezember reitet er in Frankfurt sein letztes Turnier), dann zollen ihm die Weggefährten gerne Respekt und Ehre. Und es stehen große Namen im Programm der Gala des Pferdesportabends - von Ludger Beerbaum bis Isabell Werth. Der »Kaiser« wird den Auftritt der großen Welt des Reitsports vor heimischer Kulisse genießen. Die Gala ist für ihn auch eine Geste, Danke zu sagen: »Ich möchte Westfalen etwas zurückgeben«, sagt der 53-Jährige. Früh hat es ihn in die Welt hinausgezogen, aber gerne, scheint's, ist er auch immer wieder zurückgekommen auf den Hof in Ebbesloh.
Bei den Reitturnieren in Hollen hat alles begonnen. Da rollten sonntags immer die ganz großen Turnierställe aus ganz NRW an, denn dann standen die S-Springen an. Eine prachtvolle Entourage, die da auffuhr - und dem damals 13-jährigen Heinrich-Wilhelm vor Staunen die Augen rund werden ließ. Tief beeindruckt beschloss er, dass die große Welt des Reitsports nun auch seine werden sollte.
»Das Reisen faszinierte mich«, erinnert er sich. In Lutz Goessing fand er seinen Förderer: Anfang der 70er Jahre zog der berühmte Reiter nach Steinhagen und nahm den 20-Jährigen als Bereiter unter seine Fittiche. »Durch ihn bin ich an die Toppferde herangekommen«, erzählt er. Die Pferde hätten ihm Türen und Tore geöffnet, sagt er.
Als die wohl prägendsten Jahre, sportlich wie persönlich, bezeichnet Johannsmann seine Zeit auf dem Gestüt Römersee. Von 1978 bis 81 ist er Bereiter bei Gerhard Brenninkmeier und steigt nach nationalen Erfolgen in den Jahren zuvor nun auch auf der internationalen Bühne auf - WM in Aachen 1978, EM in Rotterdam 1979, Johannsmann schwärmt noch heute von den Reisen in die USA und nach Japan.
Lutz Goessing bleibt stete Größe in seinem Leben, 1981 kehrt der heimatverbundene Weltenbummler auf den elterlichen Hof und dann auch zum ehemaligen Förderer zurück. Weiteres Standbein seit 1998: die Trainertätigkeit beim NRW-Landgestüt in Warendorf. Sie wird ihm bleiben. Und hinzugekommen ist eine weitere: Seit Februar ist er im Stall von Ludger Beerbaum in Riesenbeck für die Ausbildung des Nachwuchses zuständig. »Eine wunderbare Aufgabe«, freut sich der Steinhagener. Beerbaum, sportlich schwer beschäftigt, hatte den »Kaiser« gebeten, sich um die zahlreichen Schüler zu kümmern. »Anfang des Jahres haben wir ein Gespräch geführt und sind ganz schnell auf einen Nenner gekommen, was Konzepte und Inhalte betrifft«, berichtet Johannsmann begeistert. Dienstags und mittwochs ist er nun immer in Riesenbeck. Auch in den Landesverbänden und auf internationaler Ebene leitet er Seminare und Lehrgänge. »Das Leben aus dem Koffer wird sich fortsetzen«, sagt der »Kaiser« mit Frohlocken.

Artikel vom 15.07.2005